Parteien:Hintergrund: Schmerzhafte Wahrheiten für die SPD

Leipzig (dpa) - Vor lauter Koalitionsverhandlungen ist die SPD bisher kaum zu einer Analyse des Bundestagswahlergebnisses gekommen. Ihre 25,7 Prozent bedeuten das bisher zweitschlechteste Ergebnis nach den 23 Prozent im Jahr 2009.

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Leipzig (dpa) - Vor lauter Koalitionsverhandlungen ist die SPD bisher kaum zu einer Analyse des Bundestagswahlergebnisses gekommen. Ihre 25,7 Prozent bedeuten das bisher zweitschlechteste Ergebnis nach den 23 Prozent im Jahr 2009.

Die TNS-Infratest-Demoskopin Rita Müller-Hilmer listete dem SPD-Vorstand folgende Gründe dafür auf:

- 74 Prozent der Wähler bewerten ihre wirtschaftliche Lage als sehr gut oder gut. Es gab vor der Wahl keine Wechselstimmung.

- Nur 22 Prozent trauten der SPD zu, die Wirtschaft in Deutschland voranzubringen, nur 20 Prozent glauben, dass die Partei die Euro- und Schuldenkrise in den Griff bekommen kann (Union: 46 Prozent).

- Kanzlerin Angela Merkel war weit beliebter als Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. 60 Prozent meinen, Merkel mache „nicht Parteipolitik, sondern Politik für das Land“.

- Glaubwürdigkeitsverlust im Bereich der Kernkompetenz soziale Gerechtigkeit: „Der Zwiespalt über die Agenda-Politik war nicht ausräumbar.“ Und: „Der Kanzlerkandidat konnte soziale Gerechtigkeit nicht ausreichend verkörpern.“

- Besonders brisant: Die kulturelle Kluft zwischen der SPD und ihrer einstigen Kernklientel, den einfachen Leuten, wachse.

- Die Union konnte von früheren Nichtwählern 1,13 Millionen Wähler für sich gewinnen, die SPD 360 000. Die SPD verlor 210 000 Wähler an CDU/CSU und immerhin 180 000 an die eurokritische AfD.

- Insgesamt habe die Union in den SPD-Feldern punkten und die gesellschaftliche Stimmung zu ihren Gunsten drehen können.

- Schwäche der SPD im Osten, wo sie nur ein Direktmandat gewann. „Die SPD liefert zu wenig personelle Identifikationsfläche im Osten.“

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