Parteien:Hintergrund: Die Verhandlungsdelegation der SPD

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Berlin (dpa) - Große Koalition ja oder nein? Die SPD fürchtet eine Zerreißprobe. Daher kommt es nun auf die führenden Köpfe an, um die Partei zusammenzuhalten. Die sechsköpfige SPD-Delegation für erste Sondierungsgespräche mit der Union:

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Berlin (dpa) - Große Koalition ja oder nein? Die SPD fürchtet eine Zerreißprobe. Daher kommt es nun auf die führenden Köpfe an, um die Partei zusammenzuhalten. Die sechsköpfige SPD-Delegation für erste Sondierungsgespräche mit der Union:

SIGMAR GABRIEL (54): Führt seit vier Jahren die SPD, die unter ihm geschlossener wirkt als früher. Die Basis ist sein Rückhalt, mehrere Landesfürsten und Vorstandsmitglieder sehen ihn aber kritisch. Vermeidet jede Vorfestlegung - es gebe keinen Automatismus zur großen Koalition. Kommt es doch dazu, wird Gabriel wohl Vizekanzler. Arbeitete schon 2005 bis 2009 als Umweltminister gut mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen. Trotz des schlechten Wahlergebnisses von 25,7 Prozent derzeit der entscheidende Mann in der „K-Frage“.

HANNELORE KRAFT (52): Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens. Sieht eine große Koalition äußerst skeptisch: „Die SPD ist nicht dafür angetreten, um als Mehrheitsbeschafferin die CDU an der Regierung zu halten.“ Dürfte bei Schwarz-Rot im Bund Nachteile für ihr Land fürchten - und wäre bei Schwarz-Grün über ihre Bundesratsrolle mächtiger. Wird sie es zur „Kraft-Probe“ mit Gabriel kommen lassen? Scheitert Gabriel, müsste sie womöglich den Vorsitz übernehmen.

OLAF SCHOLZ (55): Hamburgs Regierungschef gilt als Pragmatiker. Erfolgreicher Arbeitsminister in der großen Koalition. Könnte bei einer Stimmung gegen Schwarz-Rot moderierend eingreifen und die Partei vor falschen Weichenstellungen warnen. Fordert eine Schärfung des Wirtschaftsprofils, also eher einen Mitte-Kurs.

PEER STEINBRÜCK (66): Gescheiterter Kanzlerkandidat mit Schlüsselrolle. Bekommt bei Parteiveranstaltungen viel Beifall für seinen Einsatz. Zieht sich aber aus der ersten Reihe zurück und will kein Amt mehr. Könnte deshalb unbefangener in der SPD für das Bündnis werben, hatte sich aber immer skeptisch zur Neuauflage geäußert.

FRANK-WALTER STEINMEIER (57): Hat nächtliche Versuche nach der Wahl, ihn als Fraktionschef infrage zu stellen, abwehren können - und sich rasch im Amt bestätigen lassen. Kann in der Partei kaum offensiv für das Bündnis eintreten, da er als dessen Anhänger gilt. Könnte aber in Verhandlungen mit CDU/CSU versuchen, den Preis hochzutreiben. Gewiefter Taktiker. In der Fraktion sind viele für Schwarz-Rot - weil sie bei einer Neuwahl um ihr Mandat fürchten.

ANDREA NAHLES (43): Generalsekretärin, die den Wahlkampf der Partei zu verantworten hatte. Die einstige Parteilinke gilt als Arbeits- und Sozialexpertin mit Ambitionen auf ein Ministeramt. „Wir haben eine schwierige Lage“, betont sie. Die Mehrheit an der Basis sei sehr skeptisch. Spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Stimmung zu erfühlen - gerade mit Blick auf einen möglichen SPD-Mitgliederentscheid über einen Koalitionsvertrag.

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