Pannen:Quelle des Spotts

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Wenn der Riese leise trötet: Als die Queen Mary 2 im Mai zu Wartungsarbeiten in Hamburg weilt, fühlen sich Anwohner vom Schiffshorn gestört. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Eine millionenteure Stromleitung, die nichts nutzt, ein Kreuzfahrtschiff, das nicht einlaufen kann. Der Hamburger Hafen hat in jüngster Zeit einige bemerkenswerte Geschichten geliefert. Ein kleiner Überblick.

Von Angelika Slavik

Der Hafen ist nicht nur der wichtigste Wirtschaftsfaktor Hamburgs, seine Possen und Pannen sind auch regelmäßig Stadtgespräch. Jüngstes Beispiel: Mit Pomp und Polit-Prominenz wurde im Juni eine neue Landstromanlage eingeweiht. Diese Landstromanlage ist eine Art überdimensionale Steckdose. Die Idee ist, dass Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen liegen, ihre Dreck schleudernden Triebwerke abschalten und stattdessen mit Strom versorgt werden. Das spart Treibstoff und reduziert Emissionen. Leider gibt es nur ein einziges Kreuzfahrtschiff, das die Anlage nutzen kann, die Aida-sol. Die anderen haben entweder keine passende Ladevorrichtung oder laufen größenbedingt immer ein anderes Terminal an. Bei der Eröffnung der zehn Millionen Euro teuren Anlage floss aber auch an die Aida-sol nahezu kein Strom. Bei der Entwicklung wurden die verschiedenen Stromspannungen nicht bedacht. Deswegen qualmt auch die Aida-sol im Hamburger Hafen weiter.

Anders als die Aida-sol hat es die Queen Mary 2 kürzlich gar nicht erst bis in Hamburgs Zentrum geschafft: Das Schiff konnte seinen üblichen Terminal in der Hafencity nicht erreichen. Denn im Hafenbecken lag so viel Schlick, dass ein riesiges Schiff wie die Queen Mary 2 auf Grund gelaufen wäre. Der Dampfer musste schließlich draußen, am weit weniger imposanten Terminal Steinwerder anlegen. Wochen zuvor war die Queen Mary 2 zudem für Renovierungsarbeiten in Hamburg, auch da gab es Ärger. Das Schiffshorn, das immer mittags die Stadt grüßen sollte, störte die Anwohner - die stolze Queen Mary 2 durfte folglich nur mehr leise tröten. "Wie ein kleines Mädchen", ätzte die Lokalpresse.

Bleibt noch: die Lachseeschwalbe. Von dieser Vogelart gibt es laut Experten in Mitteleuropa nur noch 36 Brutpaare. 34 davon leben in Neufelderkoog an der Elbe, einem Gebiet, das sich durch die Elbvertiefung stark verändern würde - und damit als Lebensraum für die Lachseeschwalbe wohl ausfallen würde. Stoppt ein Vogel Hamburgs wichtigstes Infrastrukturprojekt? Das wäre zumindest eine ziemlich gute Pointe, mal wieder.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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