Pakistan: Erstarken der Taliban:Obamas Furcht vor dem Fiasko

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"Sehr besorgt" ist US-Präsident Obama wegen der instabilen Lage in Pakistan. Die Angst wächst, dass Atomwaffen in die Hände der Taliban gelangen könnten.

Die pakistanischen Taliban haben in den vergangenen Monaten ihren Aktionsradius ausgeweitet - die Furcht vor einer weiteren Destabilisierung des Landes wächst, auch und vor allem in den USA. Denn die Amerikaner fürchten wohl nichts mehr, als dass ein Land, das wie Pakistan über Atomwaffen verfügt, von Terroristen beherrscht wird.

"Sehr besorgt": Barack Obama (Foto: Foto: Reuters)

US-Präsident Barack Obama griff die Lage in Pakistan, die in politischen Kreisen in Washington in den vergangenen Tagen zum Teil Panik ausgelöst haben soll, auch bei der Pressekonferenz zu seinen ersten 100 Tagen im Amt auf: Er sei "sehr besorgt". Die Regierung in Islamabad sei "sehr zerbrechlich" und könne die Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit im Land derzeit nicht garantieren, sagte der Präsident.

Gleichzeitig versuchte er jedoch, das Problem herunterzuspielen: Die USA sorgten sich derzeit nicht um die Sicherheit der Nuklearwaffen in Pakistan, so der Präsident. Die Armee des Landes sei sich bewusst, welche Konsequenzen es hätte, sollten die Atomwaffen in falsche Hände geraten. Wie es heißt, werden die geschätzten 100 atomaren Strengköpfe Pakistans von etwa 10.000 Soldaten bewacht.

Laut Obama ist es wichtig, dass die Regierung in Islamabad erkenne, dass nicht Indien die große Gefahr für Pakistan darstelle, sondern die Extremisten im eigenen Land.

Pakistan braucht aus der Sicht des US-Präsidenten in vieler Hinsicht amerikanische Unterstützung - und die USA seien bereit dazu. Derzeit könnten die grundlegenden Bedürfnisse der Bürger Pakistans nicht befriedigt werden, sei es die medizinische Versorgung oder funktionierende Schulen.

Millionen für die Sicherheit

So will die US-Regierung nun weitere 400 Millionen Dollar für den Anti-Terror-Kampf in Pakistan zur Verfügung stellen. Das Verteidigungsministerium richtete am Mittwoch ein entsprechendes Gesuch an den Streitkräfte-Ausschuss des Repräsentantenhauses. Es handelt sich dabei um die erste Tranche von etwa drei Milliarden Dollar, die die USA der Regierung in Islamabad über die kommenden fünf Jahre hinweg zur Verfügung stellen wollen.

50 Personen in Geiselhaft

Wie unterdessen bekannt wurde, hat die pakistanische Armee ihre Offensive gegen die Taliban im Nordwesten des Landes am dritten Tag in Folge fortgesetzt. Das Militär teilte mit, die islamistischen Kämpfer im Distrikt Buner hielten etwa 50 Geiseln in ihrer Gewalt und besetzten Polizeiwachen.

Bei ihrem Großeinsatz am Mittwoch hatte die Armee nach eigenen Angaben die Kontrolle über den strategisch wichtigen Hauptort des Bezirks, Dagar, übernommen. Den Angaben zufolge wurden dabei 50 Taliban und ein Soldat getötet.

Bis zu 500 Talibankämpfer aus dem Swat-Tal waren in der vergangenen Woche in den Bezirk Buner eingedrungen und hatten begonnen, dort das islamische Scharia-Recht einzuführen. Die Rebellen errichteten Kontrollpunkte und besetzten Moscheen, ehe sie am Freitag wieder mit dem Rückzug begannen. Nach Armeeangaben drangen Bodentruppen am Dienstag mit Luftunterstützung in die Gegend ein, um die verbleibenden Rebellen zu vertreiben.

Für das Swat-Tal hatten die Taliban im Februar mit der Regierung der Nordwest-Grenzprovinz einen Waffenstillstand ausgehandelt. Im Gegenzug erhielten sie die Erlaubnis zur Einführung der Scharia in der Region. Ungeachtet des Waffenstillstands drangen bewaffnete Taliban aus dem Swat-Tal später immer weiter in die benachbarten Bezirke vor.

© Reuters/AFP/AP/plin/bavo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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