Ostsee:Tunnelgegner scheitern vor Gericht

Lesezeit: 2 min

Die Ostseeküste am Naturschutzgebiet Grüner Brink nahe dem Fähranleger Puttgarden. (Foto: Christian Charisius/picture alliance/dpa)

Das Bundesverwaltungsgericht lehnt sechs Klagen gegen den Fehmarnbelttunnel durch die Ostsee ab. 2029 soll das Projekt, das vor allem Dänemark bezahlt, fertig sein.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Seit Jahren wird über den geplanten Tunnel durch die Ostsee gestritten, wochenlang hatte zuletzt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt. Am Dienstagmittag wurden die sechs Klagen gegen das Projekt nun abgewiesen, damit kann die umkämpfte Trasse von Deutschland nach Dänemark gebaut werden. Der Planfeststellungsbeschluss habe der Überprüfung standgehalten, so der Vorsitzende Richter Wolfgang Bier bei der Urteilsbegründung.

Mehrere Gegner hatten geklagt, unter ihnen Fährbetreiber, Umweltschützer und Anlieger. Sie verweisen auf Folgen für die Natur, zum Beispiel für Schweinswale, auch seien geschützte Riffe bei der Planung nicht genügend berücksichtigt worden. Außerdem bezweifeln Kritiker, dass tatsächlich genug Autos und Zugreisende unterwegs sein werden, um den teuren Bau zu rechtfertigen. Es geht um eines der größten Infrastrukturprojekte Europas, die Verbindung der Insel Fehmarn auf der deutschen und Lolland auf der dänischen Seite.

Mindestens sieben Milliarden Euro soll das Projekt kosten

2008 hatten sich beide Länder im Rahmen eines Staatsvertrages darauf verständigt, 2011 wurde das Abkommen ratifiziert. Vorgesehen ist ein Absenktunnel, auf 18 Kilometern zwischen Puttgarden und Rødby, mit doppelten Röhren für Straßen und Gleise. 16 Meter tief soll die Trasse aus 79 Elementen à 73 000 Tonnen in den Meeresboden eingelassen werden, ungefähr 19 Millionen Kubikmeter müssten dafür aus dem Untergrund ausgehoben werden.

Mindestens 7,1 Milliarden Euro soll das Bauwerk kosten, eher mehr. Den Tunnel bezahlt Dänemark, durch Mautgebühren soll sich das nach 36 Jahren rechnen. Betreiber ist der Konzern Femern S/A. Um die Anbindung ins jeweilige Hinterland kümmern sich Dänen und Deutsche, in Schleswig-Holstein werden dafür Kosten in Höhe von 3,5 Millionen Euro erwartet.

Die Befürworter argumentieren mit einer deutlich verbesserten Verbindung dieser Teile von Deutschland und Dänemark. Bisher befördern Fährschiffe Autos, Züge und Passagiere, die Fahrtzeit würde sich von 45 Minuten auf zehn Minuten mit dem Pkw und sieben Minuten mit der Bahn verkürzen. Zugreisen von Hamburg nach Kopenhagen sollen statt bisher ungefähr viereinhalb Stunden dann deutlich weniger als drei Stunden lang dauern. Das werde die Regionen verbinden, neue Märkte öffnen und Nordeuropa dynamisch wachsen lassen, meinen die Unterstützer.

Die Kommune Fehmarn fürchtet, Touristen zu verlieren

Zu den Klägern gehörten der Naturschutzbund Nabu, die Stadt Fehmarn und ein Landwirt, dessen Grundstück für den Tunnelbau verwendet werden soll. Die Kommune hat Bedenken wegen der Sicherheit und sorgt sich um die Zukunft des Tourismus, Fehmarn ist ein Ferienziel.

An Dänemarks Küste haben die Vorbereitungsarbeiten begonnen, dort wurde die Genehmigung bereits 2015 erteilt. Der Tunnelbau soll laut Femern S/A ungefähr achteinhalb Jahre lang dauern, also bis 2029. "Ohne Corona wär' hier jetzt 'ne Demo", stand auf einer Plakatwand vor dem Bundesverwaltungsgericht, aufgestellt von der Vereinigung Beltretter, einem Zusammenschluss von Bürgerinitiativen, Organisationen und Unternehmen. "Wir kämpfen weiter. Für unsere Ostsee"!

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: