Ostasien:Nordkorea provoziert mit Raketenstart von U-Boot

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Archivbild eines Raketenstarts von einem U-Boot, herausgegeben von der staatlichen Nachrichtenagentur Nordkoreas. (Foto: REUTERS)
  • Nach Angaben Südkoreas hat Nordkorea von einem U-Boot aus eine ballistische Testrakete in Richtung Japan abgeschossen.
  • Japan reagierte empört und sprach von einer "großen Bedrohung für die nationale Sicherheit".
  • Der Abschuss ereignete sich kurz nach Beginn eines Militärmanövers der USA und Südkoreas.

Nordkorea hat mit dem neuerlichen Abschuss einer Rakete die Spannungen in Ostasien weiter verschärft. Nach dem Beginn eines Militärmanövers der USA mit Südkorea feuerte das Land nach südkoreanischen Angaben eine ballistische Testrakete von einem U-Boot aus in Richtung Japan ab.

Nach dem Start vor der Ostküste Nordkoreas sei die Rakete etwa 500 Kilometer geflogen und ins Japanische Meer (Ostmeer) gestürzt, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul mit. Dem wegen seines Atom- und Raketenprogramms isolierten Land ist der Test ballistischer Raketentechnik durch UN-Resolutionen untersagt.

Japan reagierte empört. Nach Angaben von Ministerpräsident Shinzo Abe erreichte zum ersten Mal eine nordkoreanische Rakete ein Seegebiet innerhalb der japanischen Luftraumüberwachungszone. Solche Luftverteidigungsgebiete decken sich nicht mit dem Luftraum eines Landes. Der Raketenstart sei "eine große Bedrohung für die nationale Sicherheit" und eine "unerhörte Aktion", sagte Abe vor Journalisten. Japan habe bei Nordkorea Protest eingelegt.

Vor Militärmanöver
:Nordkorea droht mit atomarem Angriff

Diktator Kim Jong Un warnt die USA und Südkorea vor kleinsten Provokationen: Pjöngjang werde Seoul und seinen Verbündeten Washington in einen Haufen Asche verwandeln.

Ungewöhnlich deutliche Kritik an seinem Verbündeten übte auch China. Peking lehne Nordkoreas Nuklear- und Raketenprogramm ab und sei gegen jedes Verhalten, das Spannungen auf der koreanischen Halbinsel hervorruft, sagte der chinesische Außenminister Wang Yi nach einem Treffen mit seinen südkoreanischen und japanischen Kollegen in Tokio. Peking lehne jeden Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats durch Pjöngjang ab.

Womöglich Protest gegen amerikanisch-südkoreanische Manöver

Bereits im August hatte der Flug einer nordkoreanischen Mittelstreckenrakete bis in die Nähe der japanischen Küste heftige Kritik in Tokio und im Westen ausgelöst. Der Generalstab der südkoreanischen Streitkräfte vermutete, dass Nordkorea den Zeitpunkt des jetzigen Raketentests gewählt habe, um damit auch gegen die laufenden amerikanisch-südkoreanischen Manöver zu protestieren.

Nordkorea hatte zu Beginn des alljährlichen Manövers in Südkorea am Montag mit einem atomaren Erstschlag gedroht. Das Land unterstellt Washington und Seoul, mit ihren gemeinsamen Manövern einen Angriff vorzubereiten, was beide bestreiten.

Nordkorea hatte in den vergangenen Monaten mehrere Raketen getestet, darunter auch Mittelstreckenraketen und U-Boot-Raketen. Ziel des kommunistischen Regimes in Pjöngjang ist es, Raketen zu entwickeln, die einen atomaren Sprengkopf tragen können. Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea mit jedem neuen Test einer U-Boot-gestützten ballistischen Rakete (SLBM) neue technische Fortschritte erzielt.

Raketen, die von einem U-Boot aus abgefeuert werden, sind schwerer zu entdecken, als solche, die von landgestützten Abschussrampen abgehen. Nach einem neuen nordkoreanischen Atomtest im Januar - dem vierten des Landes - und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete im Februar ist die Lage in der Region sehr gespannt. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang verschärft.

© SZ.de/dpa/afp/pamu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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