Osram:Tiefe Wunden

Der Lichtkonzern wurde übernommen. Das Risiko ist groß.

Von Thomas Fromm

Am Ende dieses langen, nervenaufreibenden Übernahmekampfes bekam der österreichische Sensorik- und Chipausrüster AMS doch noch, was er wollte: die Mehrheit der Aktien des größeren Lichtkonzerns Osram. Rein formal gesehen ist die Sache damit gelaufen. Das Unternehmen aus der Steiermark übernimmt das mehr als 110 Jahre alte Münchner Traditionsunternehmen. Ob der Zusammenschluss der ungleichen Partner in der Praxis funktioniert, wird sich aber erst in den nächsten Monaten zeigen.

Von sofort an geht es nicht mehr um trickreiche Aktiengeschäfte. Jetzt steht im Mittelpunkt, zwei Unternehmen zusammenzuführen, die nicht nur sehr unterschiedlich sind, sondern auch - jedes für sich - mit eigenen Problemen zu kämpfen haben. Osram hat ein hartes Jahr hinter sich und macht hohe Verluste; AMS geht mit Milliardenschulden in die nächste Runde. Beide sind derzeit alles andere als in einer robusten Verfassung.

Umso mehr wird es nun darauf ankommen, dass sie mit Respekt zusammenarbeiten. Die vergangenen Monate haben tiefe Wunden gerissen, und in München sehen vor allem die Arbeitnehmervertreter die neuen Herren aus der Steiermark mit großer Skepsis. Es liegt nun an AMS, Vertrauen aufzubauen. Wenn das Projekt scheitert, scheitern beide. Die Folgen wären für alle fatal.

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: