Organspende:Lichtblick

Ein Plan von Spahn könnte das System ins Schwung bringen.

Von Michaela Schwinn

Man kann nur erahnen, wie es sich anfühlt, über Monate, über Jahre auf diesen einen Anruf zu warten: Wir haben ein Spenderorgan! Auch kann man nur erahnen, wie es sich anfühlt zu hören, dass in Krankenhäusern Spender liegen, deren Niere oder Lunge entnommen werden könnten - dass dann aber doch nichts passiert. Denn Kliniken sind häufig überlastet, Spender werden zu spät erkannt und gemeldet, wie Forscher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein kürzlich belegten.

Deswegen ist Jens Spahns Plan zur Organspende völlig richtig. Kliniken sollen mehr Geld bekommen, und sogenannte Transplantationsbeauftragte mehr Zeit haben, um Spender zu erkennen, um mit Angehörigen zu sprechen und die Entnahme vorzubereiten. Zusätzlich sollen Kliniken offenlegen, ob alle Chancen genutzt wurden. Nur wenn diese Abläufe funktionieren, kommen Organe auch dort an, wo sie dringend gebraucht werden: bei der Frau, die gerade einen Autounfall hatte, oder dem schwerkranken Jungen, der auf eine neue Leber wartet.

Organe dürfen natürlich nur von denjenigen entnommen werden, die auch einen Spenderausweis haben. Das sind in Deutschland immer noch zu wenige. Aber warum sollten mehr Menschen das Pappkärtchen ausfüllen, wenn sie hören, dass das System ohnehin nicht funktioniert? Der Entwurf ist also nicht nur ein Lichtblick für die Hoffenden, er könnte auch ein Signal sein für alle Unentschlossenen: Die Kliniken zeigen vollen Einsatz, jetzt liegt es an dir, eine Entscheidung zu treffen.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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