Österreich:Ein paar Kerzlein im Tunnel

Bundeskanzler Kurz hat allen Grund, sich selbst und auch seine Landsleute zu loben: Die rigiden Corona-Maßnahmen greifen, er kann Lockerungen in Aussicht stellen. Aber muss Kurz sich wirklich auf Kosten anderer Europäer profilieren?

Von Peter Münch

In diesen düsteren Corona-Zeiten wird gern nach einem Licht am Ende des Tunnels Ausschau gehalten. Bislang ist das nirgends zu sehen. Doch immerhin hat die Regierung Österreichs nun ein paar Kerzlein aufgestellt in der Finsternis, indem sie für den Handel erste Lockerungen nach Ostern ankündigte. Der Tunnel selbst aber wurde gleich noch einmal verlängert: Die Ausgangsbeschränkungen gelten nun bis Ende April, bis Ende Juni bleiben Veranstaltungen verboten, mindestens.

Natürlich ist es erfreulich, dass nach vier Wochen des vom Kanzler ausgerufenen "Minimalbetriebs" der Versuch starten soll, schrittweise Teile des Wirtschaftslebens wieder anzukurbeln. Die rigiden Maßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen wurden stabilisiert. Die Regierung hat also Grund, sich selbst und auch die disziplinierte Bevölkerung zu loben. Doch gewonnen ist damit noch nichts.

Mit diesem ersten Plan für die Zeit danach ist Österreich den anderen europäischen Ländern lediglich um einen Schritt voraus. Deshalb wirkt es deplatziert, dass Kanzler Kurz das Eigenlob, wie üblich, mit dem Verweis auf andere Länder garniert, die weniger gut durch diese Krise kommen. Er muss gewiss sein Licht nicht unter den Scheffel stellen, doch mit solchem eitlen Blendwerk ist niemandem geholfen.

© SZ vom 07.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: