Österreich:Das Wagnis der SPÖ

Wie die Sozialdemokraten für neue Wählerschichten attraktiv werden wollen.

Von Peter Münch

Im Vergleich zu den darbenden Genossen ringsum in Europa stehen Österreichs Sozialdemokraten noch recht stattlich da. Zwar haben auch sie bei der letzten Wahl die Macht verloren, aber immerhin noch 27 Prozent der Stimmen gewonnen. Das allerdings haben sie offenbar als Auftrag zur fortgesetzten Selbstzerstörung verstanden. Statt der rechten Regierung in Wien Paroli zu bieten, haben sie sich in Egomanie und Intrige erschöpft. Die Folge: ein Führungswechsel mitten im Rennen, wieder einmal.

Weil man als Sozialdemokrat jedoch die Krise immer als Chance sehen muss, will sich die SPÖ nun auf ein Wagnis einlassen, das auch für die Rest-Sozis in Europa interessant werden könnte: In Gestalt von Pamela Rendi-Wagner rückt eine Politikerin an die Parteispitze, die erst vor anderthalb Jahren ihren Mitgliedsantrag unterschrieben hat. Sie hat wenig Erfahrung, kaum Hausmacht, und natürlich ist ihr Aufstieg der schieren Not geschuldet. Doch es liegt darin auch eine Hoffnung.

Denn es hilft den Sozialdemokraten nirgends, immer weiter den Verlust ihrer Milieus und vieler Wähler an die Populisten zu betrauern. Sie müssen attraktiv werden für neue Wählerschichten. Als Gegenspielerin einer nationalkonservativen Regierung in Wien hat Rendi-Wagner nun die Chance, die SPÖ als moderne, weltoffene Alternative zu zeigen.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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