Obama: "Tonausfall" in China:Peking zensiert Obama-Rede

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Als Obama "Kommunismus" sagte, drehte das chinesische Fernsehen den Ton einfach ab. Seit Wochen verschärft China die Zensur, vor allem im Internet.

China hat die Antrittsrede von Barack Obama im Fernsehen und Internet zensiert.

Das chinesische Staatsfernsehen stellte Barack Obama auf stumm. Im Internet wurde die Rede ebenfalls zensiert. (Foto: Foto: Reuters)

Der neue US-Präsident hatte am Dienstag erklärt, frühere Generationen von Amerikaner hätten "den Kommunismus und Faschismus nicht nur mit Raketen und Panzern, sondern auch mit stabilen Bündnissen und festen Überzeugungen" überwunden.

Kaum hatte der Übersetzer das Wort "Kommunismus" ausgesprochen, brach beim staatlichen chinesischen Fernsehen der Ton ab. Dann wurde die Rede ganz ausgeblendet und ein Moderator fragte einen Experten über Herausforderungen in der US-Wirtschaft aus. Beide wirkten in dem Ausschnitt der Sendung auf YouTube überrascht.

In den Übersetzungen der Rede auf den großen chinesischen Internet-Portalen Sina und Sohu fehlte am Mittwoch das Wort "Kommunismus". Ein zweiter Absatz der Rede, in dem Obama Staaten anspricht, die Kritiker mundtot machten, fehlte ganz. Dieser fand sich zwar auf der Site Netease wieder, dafür jedoch nicht der Abschnitt über den Kommunismus.

Ein in Kanada lebender Chinese ergänzte ihn in dem Kommentar-Bereich der Site auf Englisch. Auf der Website des Senders Phoenix TV in Hongkong wurde die Rede dagegen in voller Länge gedruckt. Auf Englisch fand sich die vollständige Version auf der Internet-Seite der staatlichen Zeitung China Daily.

Die Regierung in Peking hat in den vergangenen Wochen die Zensur im Internet massiv ausgeweitet und mehr als 200 Websites geschlossen. Offiziell wird dies mit "vulgärem Inhalt" begründet. In diesem Jahr stehen mehrere politisch bedeutsame Termine an, wie der 20. Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens.

Ein anderer asiatischer Staat sendete positive Signale nach der Inauguration Obamas. Nordkorea ist einer regierungsnahen Zeitung zufolge bereit, mit dem neuen US-Präsidenten zusammenzuarbeiten. "Amerikanische Politiker haben kein Monopol auf Veränderungen", hieß es am Mittwoch in einem Kommentar der in Tokio erscheinenden Choson Sinbo. Es sei jedoch zu früh zu sagen, ob Obama versuchen werde, das Verhältnis zu verbessern.

Die Beziehungen zwischen dem abgeschotteten Nordkorea und den USA waren unter Obamas Vorgänger George W. Bush gespannt. Gespräche über den Stopp des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms sind im Streit über die Überwachung des Abkommens steckengeblieben.

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