NSU-Prozess:Der Angeklagten geht es schlecht

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Ein Heulkrampf, ein Nervenzusammenbruch: Was bedeutet das für die lang erwartete Aussage von Beate Zschäpe?

Von Tanjev Schultz

Zschäpe erlitt offenbar einen Heulkrampf

Beate Zschäpe geht es nicht gut. Das jedenfalls hat nach SZ-Informationen ihr Anwalt Hermann Borchert heute dem Oberlandesgericht München mitgeteilt. Seine Mandantin sei völlig aus dem Gleichgewicht. Ihre Haftzelle sei durchsucht worden, sie habe einen Heulkrampf erlitten und wohl auch einen Nervenzusammenbruch. Den Auslöser dafür kenne er nicht, teilte Borchert dem Gericht mit.

Dennoch wird weiterhin an dem Plan festgehalten, dass Zschäpe an diesem Mittwoch aussagt. Ein Anwalt will eine umfangreiche Erklärung verlesen, in der sich die Hauptangeklagte im NSU-Prozess zu allen Tatvorwürfen äußert. Borchert regt nun aber an, den Verhandlungstermin am Donnerstag abzusetzen. Zschäpe benötige nach der Verlesung ihrer Einlassung einen Abstand. So soll er es dem Gericht mitgeteilt haben.

Zschäpe will sich den Fragen des Gerichts stellen - aber nur schriftlich

Ob sich die Richter darauf einlassen werden, ist eine andere Frage. Das hängt auch von der Einschätzung eines Arztes ab. Es wäre aber nicht das erste Mal in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren laufenden NSU-Prozess, dass ein Verhandlungstermin wegen der Unpässlichkeit Zschäpes entfallen muss.

Die Familien der NSU-Opfer wünschen sich, dass Zschäpe endlich ihre Aussage macht und das Warten ein Ende hat. Ihre Erklärung ist bereits zwei Mal verschoben worden, wobei dies in einem Fall nicht an Zschäpe lag, sondern an einem Befangenheitsantrag des Mitangeklagten Ralf Wohlleben.

Im Anschluss an ihre Einlassung will sich Zschäpe den Fragen des Gerichts stellen. Doch ihre Anwälte wünschen sich, dass dies nicht unmittelbar und mündlich erfolgt - sondern schriftlich. Das wäre im Dezember nicht mehr zu schaffen. Ob die Richter dieses Vorgehen akzeptieren, ist noch offen. Zschäpes Anwalt Borchert soll dem Gericht mitgeteilt haben, die Beantwortung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Seine Mandantin werde aber auf jede Frage der Richter eingehen.

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Erklärung der Hauptangeklagten
:NSU-Prozess: Beate Zschäpe will sprechen - und zwar über alles

"Die Morde werden nicht nur in ein, zwei Sätzen abgehandelt", sagt Zschäpes Anwalt. Am Mittwoch wird er die Erklärung der Hauptangeklagten verlesen.

Aus dem Gericht von Annette Ramelsberger

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