NRW:Impfstopp für eine Woche

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Kommende Woche finden hier keine Erstimpungen statt: 1,2 Millionen Menschen im Bundesland, die über 80 Jahre alt sind, müssen sich weiter gedulden. (Foto: Roberto Pfeil/dpa)

Noch am Montag versprach NRW-Gesundheitsminister Laumann, diese Woche seien die Impfungen in Altenheimen abgeschlossen. Daraus wird nun nichts - das Vakzin kann nicht geliefert werden.

Von Claudia Henzler und Christian Wernicke, Düsseldorf

Wegen Lieferengpässen für den Corona-Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer muss Nordrhein-Westfalen nächste Woche sämtliche Erstimpfungen aussetzen. Vom einwöchigen Impfstopp an Rhein und Ruhr betroffen sind vor allem Tausende Mitarbeiter von Kliniken sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Zudem müssen sich 1,2 Millionen Menschen im Bundesland, die über 80 Jahre alt sind, länger gedulden: Ihre Impfung, ursprünglich ab 1. Februar geplant, kann nun erst ab dem 8. Februar beginnen. Bis dahin bleiben die 53 Impfzentren im Land geschlossen.

Das Bundesgesundheitsministerium, das den Impfstoff an die 16 Bundesländer verteilt, bestätigte der SZ am Mittwoch, man habe am Montag eine Warnung von Pfizer erhalten: Der Hersteller könne wegen Umbauarbeiten zur Erweiterung der Kapazitäten in seinem Werk in Belgien 182 000 der geplanten knapp 668 000 Dosen nicht liefern. Das NRW-Gesundheitsministerium sprach am Mittwoch von etwa 100 000 Impfdosen, die zwischen Rhein und Weser ab sofort fehlten. Das Ministerium ließ am Mittwoch sämtliche Impfungen von Ärzten und Pflegepersonal in Krankenhäusern stoppen. Unberührt vom Impfstopp bleiben allein die Zweitimpfungen von Patienten, die bereits vor zwei Wochen eine erste Dosis des Biontech-Mittels erhalten hatten.

Kritik an "irreführenden" Versprechungen

Erst am Montag dieser Woche hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei einem von zahlreichen Journalisten begleiteten Besuch der Uni-Klinik Essen ein Impfprogramm für zunächst 90 000 Klinikmitarbeiter im Land eröffnet. Dabei hatte Laumann beiläufig außerdem versprochen, bei den Impfungen von Bewohnern von Altenheimen werde man "in dieser Woche durch" sein. Nun muss sein Ministerium einräumen, dass auch Altenheime vom Impfstopp betroffen sind.

Deshalb sieht sich Laumann nun harscher Kritik der Opposition im Landtag ausgesetzt. Zwar sei der Minister nicht für Produktionsengpässe bei Pfizer verantwortlich. Aber die SPD-Abgeordneten Lisa-Kristin Kapteinat und Josef Neumann bemängeln, Laumann habe die Bevölkerung mit seinem "PR-Termin" unnötig verunsichert: "Mit solchen irreführenden Aktionen gefährdet er das Vertrauen der Menschen in die Impfstrategie und in das Handeln der Landesregierung." Auch die Stadtoberhäupter von Gelsenkirchen und Mönchengladbach (beide SPD), die diese Woche per Brief alle Bürger über 80 zur Impfung geladen hatten, warnten vor einem Vertrauensverlust. Laumann ließ erklären, er habe erst am Montagabend nach dem Termin in Essen erfahren, in welchem Ausmaß Pfizer seine Lieferung kürze. Die NRW-Krankenhaus-Gesellschaft erklärte, man sei "bestürzt" über die kurzfristige Impf-Unterbrechung.

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