Nordsyrien:Und dafür ein Krieg?

Der Diktator in Damaskus ist der größte Gewinner.

Von Christiane Schlötzer

Die Vereinbarung, die der amerikanische Vize-Präsident Mike Pence und US-Außenminister Mike Pompeo in Ankara am Donnerstagabend erzielt haben, ist ein überraschender diplomatischer Erfolg, an den schon kaum mehr jemand geglaubt hat. Weder in Ankara, noch in Washington. Dass der türkische Präsident sich auf diesen Deal eingelassen hat, wie Donald Trump die noch vorläufige Waffenruhe nennen dürfte, zeigt, dass Recep Tayyip Erdoğan stets für eine Überraschung gut ist. Erdoğan war aber auch in der Enge.

Seit sich die syrischen Kurden mit dem Diktator in Damaskus verständigt hatten, lief die türkische Offensive in Nordsyrien ins Leere. Die Türkei stand bereits auf der Verliererseite. Erdoğan hat einst die Allianz gegen den Diktator Baschar al-Assad angeführt. Ankara hat Rebellentruppen finanziert und der syrischen Opposition Obdach gegeben. Nun bewirkte ausgerechnet der türkische Einmarsch, dass Assads Armee sich jenen Teil Syriens zurückholen konnte, den Damaskus den Kurden überlassen hatte. So ist der syrische Diktator der größte Gewinner der türkischen Offensive. Zudem hatte Trump mit Sanktionen gedroht. Das wirkte. Pence lobte dafür ausführlich Erdoğan und das gute Verhältnis USA-Türkei. Hat es dafür einen Krieg gebraucht?

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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