Nordmazedonien:Sozialdemokraten erklären Sieg bei Parlamentswahl

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Zoran Zaev hat das historische Abkommen mit Griechenland ausgehandelt. (Foto: ROBERT ATANASOVSKI/AFP)

In Nordmazedonien zeichnet sich ein knapper Sieg der prowestlichen Partei ab. Es war die erste Parlamentswahl nach der Namensänderung des Landes.

Nach der Parlamentswahl in Nordmazedonien haben die pro-europäischen Sozialdemokraten des früheren Ministerpräsidenten Zoran Zaev mit knappem Vorsprung ihren Sieg erklärt. Vor jubelnden Unterstützern versprach Zaev in der Hauptstadt Skopje schnelle Reformen, um den Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union neue Hoffnung zu verleihen und die am Boden liegende Wirtschaft zu beleben. Der Wahlsieger muss mit großer Wahrscheinlichkeit eine Koalition mit Parteien eingehen, die die große albanische Minderheit im Land repräsentieren.

Nach Auszählung von beinahe 94 Prozent der Stimmen zeigten die vorläufigen Ergebnisse 36 Prozent für die Sozialdemokratische Liga Mazedoniens und mehr als 34 Prozent für das Mitte-Rechts-Lager VMRO-DPMNE, wie die Wahlkommission bekannt gab. Auf dem dritten Platz mit elf Prozent lag die Albanische Demokratische Union für Integration. Wie viele Sitze die Parteien in dem 120 Sitze umfassenden Parlament jeweils bekamen, teilte die Wahlkommission zunächst nicht mit. Die Wahlbeteiligung lag eine halbe Stunde vor Schließung der Lokale bei 50,8 Prozent, niedriger als bei vorangegangenen Wahlen.

Weil die Webseite der Wahlkommission zusammengebrochen war, wurde die Auszählung live bei YouTube gestreamt. Nach Angaben des Präsidenten der Wahlkommission, Oliver Derkovski, war die Webseite gehackt worden. Die Auszählung sei dadurch aber nicht beeinträchtigt worden.

Noch kein Datum für Beitrittsgespräche mit der EU

Die Bürger Mazedoniens hatten ihr neues Parlament im Schatten der Corona-Pandemie gewählt. Der Urnengang hatte sich um Monate verzögert. Die Abstimmung fand unter erschwerten Bedingungen statt: Alle Wähler mussten Masken tragen und zwei Meter Abstand halten.

Wahlberechtigt waren etwa 1,8 Millionen Menschen. Es war die erste Parlamentswahl, seitdem das Balkanland im Februar 2019 unter Zaev seinen Namen von Mazedonien in Nordmazedonien geändert hat. Mit dem Schritt wurde der jahrzehntelange Namensstreit mit dem EU-Nachbarn Griechenland beigelegt, der eine Provinz im Norden hat, die gleichfalls Mazedonien heißt.

Der Sozialdemokrat trat jedoch im Januar zurück, nachdem die Europäische Union kein Datum für Beitrittsgespräche festgelegt hatte. Seitdem war eine Übergangsregierung mit Vertretern beider Parteien an der Macht.

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