Nordkorea:Wichtiges zuerst

Kim Jong-un kann die Bedingungen für Verhandlungen stellen.

Von Stefan Kornelius

Wer Verhandlungen führen will, der braucht einen Verhandlungspartner. Der Zeitpunkt für solche Gespräche ergibt sich außerdem daraus, ob beide Seiten sie überhaupt möchten. Deswegen mag Sigmar Gabriel noch so sehr auf Verhandlungen mit Nordkorea dringen - Nordkorea will sie jetzt nicht, weil es andere Prioritäten hat. Das Land baut gerade eine Atomrakete und möchte dabei nicht gestört werden.

Bei allen Rätseln über Machthaber Kim Jong-un und vor allem über die mächtige Führungsclique um ihn herum (die ihn, wie nicht wenige sagen, als Marionette benutzt): Nordkorea bestimmt jetzt über Zeitplan und politische Optionen. Klar ist: Sobald das Regime den Nachweis erbringt, dass seine Raketen weit und zielsicher fliegen, wenn außerdem der Sprengkopf den Wiedereintritt in die Atmosphäre überlebt, dann beginnt ein neues Spiel. Dann nämlich ist Nordkorea offiziell Atommacht und stellt Bedingungen.

Vermutlich ist es zu spät, dem Regime jetzt noch einen anderen Zeitplan aufzuzwingen. Selbst Sanktionen halten die Machtclique nicht von ihrem Ziel ab. Es geht um ihr Überleben und um Souveränität - von den USA aber auch von China. Erst wenn die Bedingungen für alle Seiten klar sind, kann verhandelt werden. Dann kann auch Deutschland eine Rolle spielen, wie einst in den Iran-Gesprächen. Mit dem Unterschied, dass die Bombe von Iran ferngehalten werden konnte.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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