Neuer Ärger um das City-Hostel in Berlin: Die entgegen bestehender UN-Sanktionen auf dem Gelände der nordkoreanischen Botschaft betriebene Herberge war noch in der vergangenen Woche weiter in Betrieb - obwohl eine Verordnung des Senats touristische Vermietungen wegen der Corona-Krise verbietet. Als die Polizei das Hostel schließen wollte, verweigerte nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR aber eben dies ein nordkoreanischer Diplomat, der sich selbst als der Botschafter des Landes bezeichnete.
Der Vorgang hat in der Berliner Verwaltung und bis ins Auswärtige Amt hinein für Empörung gesorgt. Seit langer Zeit bemühen sich Bund und Land um die Schließung, inzwischen hat das Berliner Verwaltungsgericht eine entsprechende Verfügung auch für rechtens erklärt. Der Hostel-Betreiber hat Berufung eingelegt.
Exklusiv Berlin:"City Hostel" auf Gelände der nordkoreanischen Botschaft soll schließen
Das Bezirksamt Berlin-Mitte erhöht den Druck auf die Betreiberfirma. Sollte sie das Hostel binnen zwei Wochen nicht dichtmachen, drohen ihr Bußgelder.
Die Behörden entschieden sich gegen einen sofortigen Vollzug, auch, weil sich durch die Corona-Krise ohnehin die Sachlage verändert habe. Eine in Berlin erlassene "Eindämmungsmaßnahmenverordnung" untersagt, "touristische Übernachtungen" anzubieten. Das Ordnungsamt kündigte an, die Einhaltung zu kontrollieren.
Aber als Ordnungsamt und Polizei vergangene Woche beim City-Hostel vorfuhren, war dies geöffnet und in Betrieb. Es wurde entschieden, den Betrieb sofort zu schließen. Da aber erschien ein nordkoreanischer Diplomat, der sich als Botschafter ausgab, und verweigerte dies. Da sich das Hostel auf einem durch diplomatische Übereinkommen geschützten Gebiet befindet, konnten weder Polizei noch Behörden die Schließung formal durchsetzen.
Der Vorgang wecke neue Zweifel am Vorgehen Nordkoreas
Inzwischen soll das Hostel allerdings freiwillig erklärt haben, den Betrieb einzustellen. Der Vorgang weckt allerdings neue Zweifel am Vorgehen Nordkoreas - dem Auswärtigen Amt hatte das Land erklärt, es strebe selbst die Schließung des City-Hostels an und klage deshalb ebenfalls gegen den Betreiber. In Berliner Senatskreisen hieß es, "diese Leute sind einfach unglaublich dreist".
Im Auswärtigen Amt wird vermutet, dass es sich bei dem nordkoreanischen Diplomaten nicht um den Botschafter gehandelt habe, da dieser weder Deutsch noch Englisch spreche. Vermutlich sei es der zweite Mann der Botschaft, der Gesandte, gewesen.
Der Betreiber des City-Hostels reagierte nicht auf eine Anfrage. Die Botschaft Nordkoreas war nicht erreichbar.