Niedersachsen:Diesseits von Afrika

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Zurück aus Windhuk, Namibia: Bernd Althusmann. (Foto: Peter Steffen/dpa)

Bernd Althusmann will erst Chef der CDU werden - und dann Ministerpräsident von Niedersachsen. In Windhuk in Namibia habe er einiges fürs Amt gelernt, sagt er.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Afrika ist sicher keine schlechte Zwischenstation, wenn sich einer wieder durch den Dschungel oder die Steppe der norddeutschen Landespolitik kämpfen will. So kam Bernd Althusmann erst vor ein paar Monaten aus Namibia nach Hause, er hatte dort eine Auszeit von seiner politischen Karriere eingelegt. An diesem Samstag nun wird Althusmann, 49, beim Parteitag in Hameln voraussichtlich zum Vorsitzenden von Niedersachsens CDU gekürt und auch gleich zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Januar 2018. Dann soll der Heimkehrer gegen den SPD-Ministerpräsidenten Stephan Weil antreten.

Weils Sozialdemokraten und die Grünen regieren seit 2013 mit nur einem Sitz Mehrheit; sie lösten damals die Koalition aus Union und FDP des vormaligen CDU-Regierungschefs David McAllister ab. Der Machtwechsel unterbrach seinerzeit auch Althusmanns Aufstieg. Von 1994 bis 2009 saß der diplomierte Pädagoge, promovierte Betriebswirt und frühere Offizier einer Panzertruppe im niedersächsischen Landtag, zuletzt als parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Anschließend machte ihn Christian Wulff zum Staatssekretär und 2010 zum Kultusminister. Wulffs Nachfolger McAllister behielt ihn in seinem Kabinett. Mit beiden ist der Sohn eines Pastors und einer Krankenschwester eng verbunden. Nach der Wahlniederlage im Bundesland und auch in seinem Lüneburger Wahlkreis übernahm Althusmann dann die Vertretung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Windhuk. Zwischendurch gab es Zweifel an der Qualität seiner Promotion, den Doktorgrad durfte er aber behalten. Jetzt beerbt er also McAllister, der seit 2014 im Europa-Parlament sitzt.

Ähnlich wie der 57-jährige Weil gilt der Rivale als sachlich und gelassen, dennoch wird er den sozialdemokratischen Amtsinhaber attackieren. Althusmann wies bereits darauf hin, dass die Landesregierung mit dem VW-Skandal unglücklich umgehe. Althusmann sei "unserer Meinung nach der beste Spitzenkandidat, um die CDU in Niedersachsen wieder in die Regierungsverantwortung zu führen", gab McAllister nach dessen Nominierung im September bekannt,

Was er in Afrika gelernt hat? Zum Beispiel Gelassenheit, so geht es vielen Deutschen im fernen Ausland. Man lerne "eine Menge an Deutschland schätzen, was vielleicht für selbstverständlich gehalten wird, wenn man sein ganzes Leben hier verbringt", berichtete Althusmann der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. "Auf der anderen Seite hat mich die Zeit in Afrika auch gelehrt, dass wir in Deutschland vielleicht zu Überperfektionismus neigen."

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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