"News of the World"-Skandal:Ex-Premier Brown wütet gegen Murdochs Zeitungen

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Zornige Abrechnung: Der frühere Premierminister Gordon Brown erhebt schwerste Vorwürfe gegen Murdochs Medienimperium News International, das auch ihn ausspioniert und Informationen über sein Bankkonto und seinen schwerkranken Sohn gesammelt haben soll. Mit ihren Kontakten zur "kriminellen Unterwelt" hätten die Zeitungen versucht, ihn während seiner Zeit als Finanzminister zu stürzen.

Nach den neuesten Meldungen, Reporter der Sun und der Sunday Times hätten auch den ehemaligen britischen Premier ausspioniert, reagiert Gordon Brown mit einer wütenden Abrechnung.

"Ich bin schockiert": Der britische Ex-Premierminister Brown prangert die illegalen Recherchemethoden von News International an - und verlangt eine Untersuchung. (Foto: Getty Images)

Der frühere britische Premier wirft dem Verlag von Medienmagnat Rupert Murdoch vor, Kontakte zur "kriminellen Unterwelt" zu haben, berichtet die BBC in ihrer Onlineausgabe. Und er geht noch weiter: Die Sunday Times hätte ihn mit ihrer Geschichte "als Finanzminister stürzen wollen". Die Zeitung soll sich Informationen über Browns Bankkonto, rechtlich relevante Unterlagen und möglicherweise weitere Dokumente verschafft haben, hieß es weiter.

Die Reaktion von News International: kein Kommentar.

Eine Woche, nachdem der Skandal bei dem News-International-Blatt News of the World herauskam und zwei Tage, nachdem Rupert Murdoch die Sonntagszeitung aus seiner Mediengruppe einstellen musste, zieht die Affäre damit weitere politische Kreise.

Nicht nur, dass die Murdoch-Blätter private Details über Browns schwerkranken Sohn ausspioniert haben sollen. Der Vorwurf dreht sich außerdem um eine Titelgeschichte in der Sunday Times, derzufolge Brown eine Wohnung, die Labour-Politiker Robert Maxwell gehörte, zu einem "Spottpreis" gekauft haben soll, heißt es bei der BBC. Brown zufolge ist die Story "vollkommen falsch", News International habe ihn als Finanzminister zu Fall bringen wollen.

Brown sei schockiert über die Verbindungen zu bekannten Kriminellen, Kriminellen mit Vorstrafen, die von Reportern der Sunday Times engagiert worden seien: "Wenn ich schon, mit all dem Schutz und allen Verteidigungsmöglichkeiten eines Premierministers, so anfällig für skrupellose Taktiken und illegale Methoden wie im vorliegenden Fall bin - wie ist das erst bei normalen Bürgern?", zitiert die BBC den Labour-Politiker.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass ein Reporter von News of the World im Jahr 2002 das Telefon der vermissten Milly Dowler angezapft und willkürlich Mailboxnachrichten gelöscht hatte. Die Familie war daraufhin irrtümlicherweise in dem Glauben geblieben, die 13-Jährige sei noch am Leben. Auf den Fall spielt Brown nun auch an.

"Was ist mit Familie Dowler, die unter schlimmsten Lebensumständen, in tiefster Trauer feststellen muss, dass sie den ruchlosen Taktiken dieser Leute vollkommen schutzlos ausgeliefert ist?", fragt Brown weiter.

Als ihn Journalisten von News International nun darüber informiert hatten, dass der Sun Details über den Gesundheitszustand seines Sohnes Fraser vorlägen, sei Brown der BBC zufolge "in Tränen ausgebrochen". Wie die Zeitung an die Informationen gekommen sei, wisse er nicht.

Bei News International hieß es, die Sun stehe zu den Methoden, mit denen sie die Informationen über Browns Sohn erhalten hat. Nach Premierminister Cameron verlangt auch Brown nun eine Untersuchung der fragwürdigen Arbeitsmethoden bei News International. Cameron hatte nach Bekanntwerden des Abhörskandals bei Milly Dowler gefordert, den Fall unverzüglich aufzuklären.

Wegen des Abhörskandals bei der eingestellten Boulevardzeitung News of the World müssen am Dienstag führende Beamte der Londoner Polizei vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen.

Bei der Anhörung soll geklärt werden, warum nach dem Bekanntwerden der Fälle 2009 keine Ermittlungen gegen das Blatt eingeleitet wurden. Die oppositionelle Labour-Partei forderte bereits vor der Anhörung den Rücktritt des stellvertretenden Leiters der städtischen Polizei, John Yates.

Yates hatte zuvor erklärt, sich auf Empfehlung von Kollegen gegen eine Ermittlung gegen News of the World entschieden zu haben.

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