Neuer Job für Strauss-Kahn:"Ich habe keinen Zauberstab"

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Dominique Strauss-Kahn mit Serbiens Vize-Regierungschef Aleksander Vucic (Foto: AFP)

Der frühere französische Fast-Präsidentschaftskandidat Dominique Strauss-Kahn hat einen neuen Job. Nach dem Sexskandal wegen einer angeblichen Vergewaltigung und Zuhälterei soll er künftig als Schuldenberater Serbien aus der wirtschaftlichen Misere helfen - und das wird nicht leicht.

Von Florian Hassel, Belgrad

Es war endlich einmal wieder ein schöner Auftritt für Dominique Strauss-Kahn. Bei einem Treffen mit Serbiens Vize-Regierungschef Aleksander Vucic begann der Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Dienstag in Belgrad einen Job als Wirtschaftsberater der serbischen Regierung. Das heißt, eigentlich wird Strauss-Kahn, der als sicherer Kandidat des Linksbündnisses für die französische Präsidentschaft galt, bevor er 2011 über einen Sexskandal stürzte, vor allem Schuldenberater sein.

Dem EU-Kandidaten Serbien steht das Wasser wirtschaftlich bis zum Hals. Die Wirtschaft stagniert, die Arbeitslosigkeit liegt bei 27 Prozent, Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung steigen rasant. "Serbiens Wirtschaft hat ernsthafte Probleme", sagte Strauss-Kahn; sie zu lösen, sei möglich, aber bei der schwierigen Lage der Weltwirtschaft nicht leicht. Außerdem habe er "keinen Zauberstab", sagte der neue Berater, der die ersten drei Monate im neuen Job kein Honorar nehmen will und vorwiegend von Paris aus arbeiten wird.

Die wichtigste Aufgabe Strauss-Kahns ist - neben Beratung in Steuerfragen oder Reformen von Arbeitsrecht und Rentenwesen - klar: Er soll helfen, frisches Geld heranzuschaffen. Zwar hofft Serbien bis Ende 2013 auf einen Drei-Milliarden-Dollar-Kredit von den Vereinigten Arabischen Emiraten. Doch dieses Geld soll zur Umschuldung bestehender Kredite verwendet werden, reicht aber nicht, um Serbiens Finanznot zu lösen. Überfällige Reformen der Wirtschaft und im aufgeblasenen Staatssektor werden nicht ohne Weltbank und IWF ablaufen, deutete Vucic an.

Der 64 Jahre alte Strauss-Kahn dürfte trotz seines angeschlagenen Rufs fähig sein, Serbien die Wege beim IWF zu ebnen - wenn ihm nicht die Justiz in die Quere kommt. Zwar sind seine juristischen Schwierigkeiten in New York beendet; im Dezember 2012 einigte er sich außergerichtlich mit einem New Yorker Zimmermädchen, das ihn der versuchten Vergewaltigung bezichtigt hatte. In Frankreich aber wird voraussichtlich 2014 ein Prozess eröffnet, in dem der Staatsanwalt Strauss-Kahn und anderen vorwirft, an Sexpartys mit Prostituierten teilgenommen und sich so der Zuhälterei schuldig gemacht zu haben. Er bestreitet nicht, an den Partys teilgenommen zu haben, er will aber nichts davon gewusst haben, dass die teilnehmenden Frauen für Sex bezahlt wurden.

Strauss-Kahn ist nicht der einzige prominente neue Berater Belgrads mit juristischen Problemen. Am Freitag wird Alfred Gusenbauer, Ex-Bundeskanzler Österreichs, zum ersten Auftritt als neuer EU-Berater Vucics erwartet. Gusenbauer will Serbiens Beitrittsverhandlungen mit der EU "begleiten und gegenüber Belgrad kommunizieren, wie die Stimmungslage in den Hauptstädten ist", sagte Gusenbauer der Wiener Zeitung Kurier. Gusenbauers eigentliche Aufgabe dürfte sein, bei Europas Regierungen für Serbiens EU-Beitritt zu werben. Serbien sei "Opfer der Erweiterungsmüdigkeit", so Gusenbauer und fügte hinzu, es gehe nicht, "dass man Serbien immer nur die Beitrittskarotte vor die Nase hält und sie immer wieder zurückzieht".

Die grundsätzliche Frage, ob Serbien angesichts seiner Defizite in Politik und Wirtschaft reif für die EU ist, stellt Gusenbauer nicht. Der ehemalige Politiker der SPÖ bekommt indes wegen eines anderen Beraterjobs möglicherweise Probleme mit der Wiener Justiz: Die wirft ihm vor, geheime Dokumente in einem Mordfall an die kasachische Regierung weitergegeben zu haben. Gusenbauer bestreitet das.

Mit unbefleckter Weste kommt dagegen eine Deutsche nach Belgrad, um Vizepremier Vucic bei der Korruptionsbekämpfung zu helfen: die Juristin Bettina Nellen, Spezialistin für Geldwäschebekämpfung und Einhaltung aller juristischen Normen im Bankenbereich; sie fängt am 1. Dezember in Belgrad an. Bezahlt wird die Spezialistin vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit: Dessen Chef Dirk Niebel hatte Serbien Unterstützung bei Reformen zugesagt. Nellen berät derzeit die Luxemburger Privatbank KBL in Compliancefragen, bei der Einhaltung von Gesetzen.

© SZ vom 18.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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