Neue Aufgabe in Berlin:Philipp zu Guttenberg und die drei feindlichen Schwestern

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Im Gegensatz zu seinem Bruder Karl-Theodor lebte er bislang zurückgezogen. Jetzt strebt auch Philipp zu Guttenberg einen herausgehobenen Posten an - in Berlin.

Heiner Effern

Philipp zu Guttenberg lebte bisher völlig zurückgezogen - ganz im Gegensatz zu seinem Vater Enoch, dem Dirigenten und Umweltschützer, und seinem Bruder Karl-Theodor, dem jetzigen Verteidigungsminister.

Nur einmal trat Philipp zu Guttenberg öffentlich in Erscheinung: Im Oktober 2009 musste der heute 36-Jährige erklären, warum er ein Jahr zuvor das Familienschloss in Oberfranken und den eigenen Forstbetrieb in eine Privatstiftung mit Sitz in Österreich eingebracht hatte. Sein Bruder war damals Wirtschaftsminister, und der Verdacht auf Steuerflucht schwang mit.

Philipp zu Guttenberg erklärte, er habe nach der Aufteilung des Erbes das Schloss und das Familienunternehmen übernommen und lebe nun seit fast zehn Jahren in Österreich. Die Stiftung sei an seinem Wohnort angemeldet und diene dem Erhalt des Familienerbes. Sein Bruder Karl-Theodor hatte mit dem Vermögen schon damals nichts mehr zu tun - und Philipp hatte danach schnell wieder seine Ruhe.

Nun wird aber auch der Jüngere der beiden Guttenberg-Brüder ein Büro in Berlin beziehen. Er soll kommenden Mittwoch Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände werden. Guttenberg ist der einzige Kandidat für die Nachfolge seines Vorgängers Michael Prinz zu Salm-Salm.

Guttenberg kann dafür eine breite fachliche Qualifikation vorweisen: Er studierte Ökologie in Edinburgh und Forstwirtschaft in Aberdeen. In dieser Zeit lernte er auch seine Frau kennen, die aus dem schottischen Adel stammt. Das Paar ließ sich um die Jahrtausendwende im kleinen Dorf Radmer in der Steiermark nieder, wo Philipp zu Guttenberg zuvor 4000 Hektar Wald erworben hatte, zusätzlich zu den 1000 Hektar in Oberfranken und Hessen, die ihm schon gehörten. Diesen Forstbetrieb leitet er bis heute, in Radmer hat er immer noch einen Nebenwohnsitz. Er hat auch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Der Vater, der Philipp nach eigener Auskunft sehr geprägt hat, beschrieb die Arbeit seines Sohnes als ökologischer Forstmann einmal so: "Er versucht drei feindliche Schwestern zusammenzubringen: Forstwirtschaft, ökologischen Waldbau und Jagd."

Erst vor kurzem ist Guttenberg mit seiner Frau und den drei Kindern an den Chiemsee gezogen, wegen der Schulbildung für die Kinder, wie er sagt. Es sei nur "ein schöner Nebenaspekt", dass er den Vater am Chiemsee und als Pendler den Bruder in Berlin nun leichter treffen könne. Schon in Österreich engagierte sich Guttenberg für die Waldbesitzer, seit zwei Jahren ist er zudem Vizepräsident der Vereinigung in Europa.

Nun soll er als oberster Lobbyist in Deutschland die Richtung vorgeben. Dem Wald komme eine wichtige Aufgabe im Klimaschutz, in der Energieversorgung und der Biodiversität zu, sagt er. Nachhaltige Bewirtschaftung und Gewinnstreben müssten sich die Waage halten. Er stehe für eine "ökosoziale Marktwirtschaft".

Diese auszufüllen, liege aber mehr in der Eigenverantwortung der Eigentümer als in einer rigiden Ordnungspolitik. Egal ob ein adliger Großgrundbesitzer oder ein kleiner Bauer: Reinreden lässt sich eben kein Waldbesitzer gerne.

© SZ vom 16.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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