Nato:Unterstützung höchst unwillkommen

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Boris Johnson verzichtet während des Nato-Treffens auf bilaterale Gespräche mit Donald Trump.

Von Cathrin Kahlweit, London

Der amerikanische Präsident fliegt an diesem Montag zum Nato-Treffen nach London, auf dem die Verteidigungsgemeinschaft am Dienstag und Mittwoch ihre Gründung vor 70 Jahren feiern will. Das Treffen gilt als außerordentlich schwierig, gibt es doch innerhalb des Bündnisses massive Differenzen über Zukunft und Aufgaben der Allianz, die Haltung zu Russland, die Anti-Terror-Strategie und die Pläne für eine gemeinsame Verteidigungspolitik der EU. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte die Nato unlängst als "hirntot" bezeichnet und damit ebenso heftigen Widerspruch der Verbündeten ausgelöst wie mit seinem Plädoyer für eine engere Abstimmung mit Russland.

Der amerikanische Präsident immerhin dürfte sich zufrieden darüber zeigen, dass viele Nato-Mitglieder ihre Verteidigungsausgaben zuletzt deutlich erhöht hatten; Trump hatte seit seinem Amtsantritt 2017 starken Druck auf die Partner ausgeübt und gefordert, dass die Budgets nach oben korrigiert werden - und mit einem amerikanischen Alleingang gedroht. Weniger zufrieden dürfte Donald Trump mit seinem Empfang durch die britischen Verbündeten sein. Zwar betonte eine Sprecherin des Weißen Hauses am Samstag, dass der Präsident sich darauf freue, den britischen Premier Boris Johnson zu treffen, ließ aber zugleich offen, ob das auch außerhalb des Nato-Programms der Fall sein werde.

Der amerikanische Präsident hat im Königreich extrem niedrige Sympathiewerte

Nach Informationen britischer Medien wird Trump Johnson bei einem Dinner im Buckingham Palace sowie einem Empfang in der Downing Street treffen; zu diesen Events sind aber alle Teilnehmer des Jubiläumstreffens geladen. Es soll jedoch keine bilateralen Gespräche und keine gemeinsame Pressekonferenz geben.

Die Erklärung dürfte darin liegen, dass Johnson eine Unterstützung des Amerikaners im Wahlkampf höchst unwillkommen wäre. In einem Radio-Interview sagte Johnson, die USA und Großbritannien seien enge Verbündete, man sei sich aber auch einig darüber, dass es keine Einmischung in Wahlkämpfe des jeweils anderen Landes geben dürfe. Johnson hatte sich in der Vergangenheit mehrmals abfällig über Trump geäußert, der im Königreich extrem niedrige Sympathiewerte hat. Trump wiederum hat betont, dass er Johnson für einen hervorragenden Premier und den Brexit für eine gute Idee halte. Verwirrung - und Verärgerung - hatte er mit Äußerungen hervorgerufen, dass das britische Gesundheitswesen NHS Teil eines künftigen Freihandelsvertrags sein werde. Boris Johnson bestreitet das vehement.

Offenbar will man nun in der Downing Street verhindern, dass es zu einem Eklat wie im Juli 2018 kommt. Damals hatte Trump in einem Interview mit der Sun die damalige Premierministerin Theresa May beleidigt. Ein britischer Botschafter, der kritische Bemerkungen über Trump gemacht hatte, trat nach wütenden Tweets des Präsidenten zurück. Die Washington Post schreibt nun vor der Abreise Trumps nach Großbritannien, dieser überschreite bei dem Verbündeten "immer wieder rote Linien".

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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