Nato:In der Pflicht

Entscheiden sollte, ob die Anti-IS-Mission militärisch sinnvoll ist.

Von Daniel Brössler

Im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" ist die Rolle der Nato bisher auf Selbstverteidigung beschränkt. Wenn nach der Abwesenheit des Bündnisses in der Anti-IS-Koalition gefragt wird, setzt es sich zur Wehr. Als einzelne Staaten seien ja alle Nato-Mitglieder dabei, antwortet Generalsekretär Jens Stoltenberg dann. Die explizite Bitte der USA um Nato-Beistand für die Koalition erfordert nun eine Weichenstellung - weniger für den Anti-IS-Kampf als für die westliche Allianz.

Mit dem weitgehenden Rückzug aus Afghanistan und insbesondere seit der russischen Aggression gegen die Ukraine ist die Nato wieder näher an ihre Wurzeln gerückt. Viele der jüngsten Veränderungen dienen der Abschreckung und sollen Eindruck vor allem im Kreml hinterlassen. Über die Bedrohungen aus südlicher Richtung wird zwar viel geredet; in den Planungen aber spielen sie eine weit geringere Rolle. Zumindest für einen Teil der Mitglieder verliert die Nato dadurch an Relevanz.

Gegner des von den USA gewünschten Einsatzes von Awacs-Flugzeugen der Nato argumentieren, dass eine Beteiligung der westlichen Allianz dem Ansehen der Koalition in der arabischen Welt schaden könnte. Wer sich an der US-Führung nicht stört, den dürfte allerdings auch die Nato kaum schrecken. Entscheiden sollte vielmehr, ob der Awacs-Einsatz militärisch sinnvoll ist. Nichts kann der Anti-IS-Mission mehr schaden als ein Scheitern.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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