Nato-Militäreinsatz:Karsai drängt auf Ende des Afghanistan-Kriegs

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Deutliche Worte aus Afghanistan: Hamid Karsai drängt die Nato, den Militäreinsatz in seinem Land zu beenden. US-Truppen hatten kürzlich einen Verwandten des afghanischen Präsidenten getötet.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Nato zu einem Ende ihrer militärischen Einsätze im Land aufgefordert. "Ich bitte die Nato und die USA mit Ehre und Demut und nicht mit Arroganz darum, ihre Einsätze in unserem Land zu beenden", sagte Karsai in der östlichen Provinz Kunar. Dort traf er unter anderem Angehörige von neun Kindern, die kürzlich von den Nato-geführten Isaf-Truppen getötet worden waren, weil sie fälschlicherweise für Aufständische gehalten wurden.

Afghanistans Präsident Hamid Karsai: Zivile Opfer bei Luftangriffen hatten zu Verstimmungen zwischen Washington und Kabul geführt. (Foto: AFP)

Am Donnerstag hatten US-Sondereinheiten in der südafghanischen Provinz Kandahar versehentlich einen Cousin von Präsident Karsai getötet. Hadschi Yar Mohammad Khan sei getötet worden, als Soldaten ein Haus im Distrikt Dand stürmten, sagte Distrikt-Gouverneur Hamdullah Nasek. Der Fall werde untersucht.

US-Sondereinsatzkräfte seien in der Nacht zu Donnerstag mit Hubschraubern in den Distrikt eingedrungen. Der jüngere Bruder des Präsidenten und Chef des Provinzrats von Kandahar, Ahmad Wali Karsai, bestätigte den Vorfall.

Die zivilen Opfer bei Militäroperationen sorgen bei der afghanischen Regierung und der Bevölkerung für großen Unmut. Der Tod der neun Kinder bei einem US-Luftangriff hatte zu schweren Verstimmungen zwischen Kabul und Washington geführt. US- Verteidigungsminister Robert Gates entschuldigte sich vergangene Woche in Kabul im Beisein von Präsident Karsai persönlich für den Tod der Kinder. Karsai forderte erneut: "Die zivilen Opfer müssen aufhören."

Nato leitet Endphase des Kampfeinsatzes ein

Am Vortag hatten die Nato-Staaten die Endphase ihres Kampfeinsatzes in Afghanistan eingeleitet und einen verantwortungsvollen Rückzug hinsichtlich des geplanten Beginns des Truppenabzugs aus Afghanistan zugesagt. "Aber Übergang bedeutet nicht, dass wir Afghanistan verlassen", sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nach einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister. "Im Gegenteil: Unser Kräfte werden bleiben, um die Afghanen zu unterstützen und auszubilden."

Die Entscheidung darüber, in welchen Städten und Provinzen Afghanistans die Übergabe von Verantwortung beginnt, sei eine nationale Entscheidung. Präsident Hamid Karsai will sie am 21. März verkünden. "Dies wird den Beginn einer neuen Ära der Stabilität, Sicherheit und Verantwortung für Afghanistan bedeuten", sagte Rasmussen.

Zugleich dämpfte der Nato-Generalsekretär alledings Hoffnungen auf einen schnellen Truppenabzug. Die nach der Übergabe nicht mehr benötigten Isaf-Soldaten würden zunächst in andere Regionen verlegt, in denen sie gebraucht werden.

Insgesamt soll der Übergabeprozess je nach Region zwischen 12 und 18 Monaten dauern. Bis Ende 2014 ist geplant, alle 34 Provinzen des Landes in die Verantwortung der afghanischen Sicherheitskräfte zu übergeben. Derzeit sind 132.200 Soldaten unter Isaf-Flagge im Einsatz.

© AFP/dapd/Reuters/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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