Nahost-Konflikt:Israel weitet Bombardements auf Gaza-Streifen massiv aus

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Dutzende Angriffe innerhalb einer Stunde: Nach den Raketenangriffen auf Tel Aviv hat die israelische Luftwaffe ihre Bombardements auf den Gaza-Streifen massiv verstärkt. Die israelische Regierung bereitet sich auf eine Ausweitung der Offensive vor - und will bis zu 30.000 Reservisten einberufen.

Ein palästinensischer Raktenabschuss aus dem Gaza-Streifen. Mittlerweile wurde auch die Umgebung von Tel Aviv getroffen. (Foto: dpa)

Der neu aufgeflammte Nahost-Konflikt spitzt sich zu. Nach den Raketenangriffen auf Tel Aviv hat die israelische Luftwaffe ihre Bombardements im Gazastreifen Medienberichten zufolge massiv verstärkt. Dutzende Ziele seien binnen einer Stunde im Norden des Gebiets am Mittelmeer angegriffen worden, hieß es. Inzwischen sei es jedoch ruhig, sagten Augenzeugen. Militante Palästinenser hatten zuvor aus dem Gazastreifen Raketen auf die israelische Metropole Tel Aviv gefeuert.

Die Regierung in Jerusalem stellt sich offenbar auf weitere Kampfhandlungen ein: Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak billigte die Einberufung von bis zu 30.000 Reservisten für eine Ausweitung der Offensive im Gaza-Streifen.

Die Einberufung könne jederzeit erfolgen, sagte Armeesprecher Joaw Mordechai am Abend dem Fernsehsender Channel 2. Die Armee sei dabei, "die Kampagne auszuweiten". Ob die Obergrenze bei einer Einberufung voll ausgeschöpft werde, sei unklar. "Alle Optionen liegen auf dem Tisch."

Zuvor hatten militante Palästinenser versucht, Israels größte Stadt aus dem Gaza-Streifen mit Raketen zu beschießen. Ein israelischer Militärsprecher dementierte allerdings Berichte, wonach eine Rakete in der Großstadt eingeschlagen sein soll. Aus israelischen Sicherheitskreisen verlautete, die Rakete sei ins Meer gestürzt.

Der israelischen Zeitung Haaretz zufolge sagte der Sprecher, die Bewohner in Zentral-Israel sollten sich auf eine "nicht ruhige" Nacht einstellen. In Tel Aviv und der nordöstlich gelegenen Stadt Bnei Brak wurde Luftalarm ausgelöst, erstmals seit 1991.

Augenzeugen hatten zuvor berichtet, sie hätten eine dumpfe Explosion in der Stadt gehört. Der Armee-Rundfunk meldete, Tel Aviv sei von einer Rakete getroffen worden.

Das israelische Fernsehen berichtete, zwei Geschosse seien auf freiem Feld niedergegangen. Eine Sprecherin des israelischen Militärs sagte, ein Geschoss habe ein offenes Feld neben der Stadt Rischon Lezion zwölf Kilometer südlich von Tel Aviv getroffen. Opfer oder Schäden haben es nicht gegeben. Ob eine zweite Rakete von der israelische Raketenabwehr in der Luft zerstört wurde, konnte die Sprecherin zunächst nicht sagen.

Haaretz berichtete von zwei Raketeneinschlägen in Rischon Lezion sowie einem weiteren in dem unmittelbar an Tel Aviv angrenzenden Ort Holon.

Im Gaza-Streifen bekannte sich der bewaffnete Arm der dort herrschenden Hamas, die Kassam-Brigaden, zu dem Raketenangriff auf Tel Aviv. Zwei Raketen vom iranischen Typ Fadschr-5 seien bei Rischon Lezion und in Jaffa eingeschlagen, hieß es in einer Mitteilung der Organisation, deren Kommandeur am Vortag von Israel gezielt getötet worden war.

In den vergangenen Tagen schlugen bereits Hunderte Geschosse aus dem Gaza-Streifen in Südisrael ein. Die USA bezeichneten die Raketenangriffe als "feige Taten" der radikal-islamischen Hamas. US-Präsident Barack Obama verurteile die Angriffe, für die es keine Rechtfertigung gebe, sagte sein Sprecher Jay Carney vor Reportern. Bereits am Vortag hatte Obama dem israelischem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in einem Telefonat seine Unterstützung zugesichert.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/webe/gal/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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