Naher Osten:Eine Region rätselt

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Was kommt nun? Die Wahl in den USA bestimmte auch in den Ländern des Nahen Ostens die Schlagzeilen, wie hier in Ägypten. (Foto: Amr Nabil/AP)

In den islamisch geprägten Staaten des Nahen Ostens weiß man nicht, was von Trumps Aussagen zu halten ist, welche seiner drastischen Ankündigungen er umsetzen wird. Dürfen Muslime auch künftig noch in die USA einreisen?

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Gerade noch hatte die Fluggesellschaft Royal Jordanian im Internet Lacher mit ihrer auf die US-Wahl gemünzten Werbung erzielt: "Nur für den Fall, dass er gewinnt ... Reisen Sie in die USA, solange Sie noch dürfen!", hieß es dort - eine Anspielung auf Wahlkampfäußerungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump, Muslimen die Einreise in die USA zu verbieten. Die Äußerungen hatten große Empörung ausgelöst in der arabischen Welt und Iran. Nun, da Trump ins Weiße Haus einziehen wird, fragen sich die Menschen und die politischen Verantwortungsträger in der krisengeschüttelten Region, was von den teils widersprüchlichen und drastischen Aussagen des Kandidaten Trump der Präsident Trump umsetzen wird.

Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi war der erste Staatschef aus dem Nahen Osten, der Trump gratulierte; er hatte ihn während der UN-Generalversammlung in New York getroffen. Sisi hoffe auf "einen neuen Geist der Zusammenarbeit", hieß es in einer Erklärung - gemeint sein dürfte Unterstützung für seinen harten Kurs gegen die Muslimbruderschaft. Trump hat immer wider zum "Kampf gegen den radikalen Islam" aufgerufen und die Zeiten gelobt, als in Kairo der mit den USA verbündete Autokrat Hosni Mubarak herrschte.

Die syrischen Rebellen rechnen damit, dass ihre Position geschwächt werden wird

Der iranische Außenminister Mohammad Dschawad Sarif forderte Trump auf, an dem Atomabkommen mit seinem Land festzuhalten. Trump hatte dieses Kernstück der Außenpolitik der Obama-Regierung als "schlechtesten je ausgehandelten Deal" bezeichnet. Er ließ aber offen, ob er ihn aufkündigen will, wie es die Republikaner im Kongress gerne hätten. In Iran gibt es im Sicherheitsapparat Stimmen, die sich von Trump eine eher isolationistische US-Außenpolitik erwarten und hoffen, dann in der Region freiere Hand zu haben.

Trump hatte Iran wie Syriens Präsidenten Baschar al-Assad bescheinigt, gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu kämpfen und sich kritisch über die Rebellen geäußert. In Teheran und Damaskus nährte das Hoffnungen, dass Trump die Unterstützung für sie beenden könnte. Ein hochrangiger Rebellenvertreter räumte ein, dass ihre Situation nun schwieriger wird, Syriens Regime äußerte sich bis zum Abend nicht offiziell. Iraks Premier Haidar al-Abadi bat Trump, die Unterstützung im Kampf gegen den IS fortzusetzen. Trump hatte sich anders als Obama bereit gezeigt, Bodentruppen in den Irak zu schicken, aber auch angekündigt, Bagdad dafür mit seinem Ölvorräten bezahlen zu lassen.

Saudi-Arabiens König Salman wünschte Trump viel Erfolg bei der Mission, "Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten und der ganzen Welt zu errichten". Der Monarch betonte die "historisch tiefen Beziehungen zwischen den beiden befreundeten Ländern". Das Königshaus hatte darauf gehofft, die wegen des Nukleardeals mit Iran angespannte Allianz mit Amerika wieder zu stärken - allerdings eher unter einer Präsidentin Hillary Clinton. Trump hat sich kritisch gegenüber dem ultrakonservativen Königreich geäußert und gefordert, die Golfstaaten müssten für die Sicherheitsgarantien der Amerikaner bezahlen. Er regte an, kein Öl mehr dort zu kaufen. Auch Obama hatte versucht, die Abhängigkeit der USA von den Golfstaaten zu reduzieren.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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