Nachruf:Der Gönner

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Casino-Milliardär Sheldon Adelson findet seine letzte Ruhe in Israel, dem Land, das er zu seinem Projekt gemacht hatte.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Begraben worden ist er am Freitag im engsten Familienkreis, natürlich an einem ehrenvollen Platz: Sheldon Adelson, der zu Wochenbeginn in Kalifornien mit 87 Jahren verstorbene US-Milliardär und politische Großspender, hat seine letzte Ruhestätte auf dem Jerusalemer Ölberg gefunden. Mit Blick auf die heiligen Mauern der Altstadt, zumindest für jene, die ihn dort besuchen.

"Wir sind nun in dem Land, das Sheldon so sehr geliebt hat", hatte seine Witwe Miriam am Abend zuvor gesagt, als das Privatflugzeug der Adelsons mit dem Sarg an Bord gelandet war. Dass diese Liebe erwidert wurde, machte Premierminister Benjamin Netanjahu persönlich deutlich: In einer mit amerikanischen und israelischen Flaggen geschmückten Halle bereitete er dem Toten am Flughafen einen stillen Staatsempfang und hob ihn empor als "Giganten und jüdischen Patrioten".

Grund zur Dankbarkeit besteht in vielfacher Weise. Schließlich hat Adelson, der sein von Forbes zuletzt auf rund 35 Milliarden Dollar geschätztes Vermögen mit Spielcasinos in Las Vegas und andernorts verdient hat, seine enorme Großzügigkeit nicht nur gegenüber republikanischen Politikern von George W. Bush bis Donald Trump gezeigt. Auch in Israel hat er Hunderte Millionen Dollar gespendet - an die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem zum Beispiel, an die Siedler-Universität in Ariel und ganz gezielt in die Projekte der politischen Rechten. Hauptprofiteur: Benjamin Netanjahu. Zu dessen Unterstützung hat er sogar eine eigene Zeitung gegründet. Das Gratisblatt Israel Hayom ( Israel Heute), in das Adelson seit 2007 schon 300 Millionen Dollar gepumpt haben soll, weiß den Premier und natürlich auch seinen Patron stets ins rechte Licht zu setzen.

Zur Adelson-Saga gehört, dass er als Sohn jüdischer Eltern in sehr einfachen Verhältnissen in Boston aufgewachsen ist - und dass er bei seinem ersten Besuch in Israel symbolträchtig die Schuhe des toten Vaters trug. 1988 war das, da war Adelson schon Mitte fünfzig. Die Liebe zu Israel hat ihn also eher spät, aber dafür heftig erwischt, und befördert wurde sie durch die 1991 geschlossene Ehe mit seiner zweiten Frau Miriam, einer aus Haifa stammenden Ärztin. Das anschießende Israel-Engagement gilt als Gemeinschaftsprojekt.

Die Früchte seines politischen Sponsorings konnte Adelson vor allem in den vergangenen vier Jahren ernten. In Washington herrschte Trump, in Jerusalem Netanjahu - und als Gönner von beiden soll er auch manchen Einfluss genutzt haben zum Umzug der amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Bei der Einweihung im Mai 2018 saß er in der ersten Reihe. Um jede Rückkehr zu erschweren, hat er dann noch schnell die strandnahe Tel Aviver Botschafterresidenz gekauft. Mit einem Preis von knapp 70 Millionen Dollar soll es der teuerste Immobilienkauf in Israels Geschichte gewesen ein.

Nun hat auch er seinen Platz gefunden in Jerusalem, auf dem ältesten und berühmtesten jüdischen Friedhof der Welt. Sheldon Adelson, der Glücksspiel-Milliardär und großzügige Geldgeber, ruht dort nun, so sagt es seine Witwe, "neben einigen der Größten unserer Nation".

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