Nach Putsch:Honduraner wählen Lobo zum Präsidenten

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Sein Sieg war erwartet worden: Bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Honduras liegt der konservative Kandidat Lobo mit 56 Prozent klar vorne.

Der konservative Unternehmer Porfirio Lobo Sosa ist der wahrscheinliche Sieger bei den umstrittenen Präsidentschaftswahlen in Honduras. Dies teilte die nationale Wahlbehörde am Sonntagabend in Tegucigalpa mit. Demnach lag der Kandidat der Nationalen Partei (PN) nach Auszählung von rund 60 Prozent der Stimmzettel mit etwa 56 Prozent in Führung. An zweite Stelle kam mit etwa 38 Prozent der Stimmen der Kandidat der noch regierenden Liberalen Partei (PL), Elvin Santos.

Voraussichtlich der neue Präsident in Honduras: der konservative Kandidat Porfirio "Pepe" Lobo am Sonntag bei der Stimmabgabe. (Foto: Foto: Reuters)

4,6 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, in dem international umstrittenen Urnengang einen neuen Präsidenten zu wählen. Neben dem Präsidenten wurden auch dessen drei Stellvertreter, die 128 Deputierten des Parlaments und die Bürgermeister im ganzen Land neu gewählt.

Zusammenstöße überschatten Wahl

Am Sonntag kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizisten und Anhängern des gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya. Die Sicherheitskräfte feuerten in der nördlichen Stadt San Pedro Sula Tränengas auf etwa 500 Demonstranten, die trotz eines Verbots aus Protest gegen den Putsch vom Juni auf die Straße gegangen waren.

Nicht-Regierungsorganisationen berichteten von Festnahmen und hartem Vorgehen der Sicherheitskräfte. Ein spanischer Reporter wurde mit der Begründung festgenommen, er habe sich in die Politik eingemischt.

In ersten Reaktionen wurde die von der Opposition boykottierte Wahl als ein historisches Ereignis gefeiert. Der international nicht anerkannte Übergangs-Präsident Roberto Micheletti sagte: "Der Tag hat gezeigt, dass die Honduraner in Demokratie und Freiheit leben wollen. Das müssen die anderen Länder begreifen."

Viele Länder in Lateinamerika hatten zuvor erklärt, die Wahl und den neuen Präsidenten nicht anerkennen zu wollen. Die Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) will in der kommenden Woche erneut über die Lage in Honduras nach den Wahlen beraten.

Neben dem Präsidenten wurden auch dessen drei Stellvertreter, die 128 Deputierten des Parlaments und die Bürgermeister im ganzen Land neu gewählt. Die Machthaber in Honduras hoffen, mit der Wahl eines neuen Präsidenten die Staatskrise zu beenden, in die das mittelamerikanische Land im Sommer dieses Jahres durch den Sturz des Präsidenten Manuel Zelaya geraten ist.

Abstimmung über Zelaya-Abkommen in Tegucigalpa

Zelaya hatte die Abstimmung im Vorfeld als rechtswidrig bezeichnet und seine Anhänger zum Wahlboykott aufgerufen. Der linksgerichtete Zelaya konnte nach der Verfassung nicht für eine zweite Amtszeit antreten, und der international nicht anerkannte Interimspräsident Roberto Micheletti verzichtete auf eine Kandidatur. Da sich die Parteigänger Zelayas dem Boykottaufruf anschlossen, lief alles auf eine Wahlentscheidung zwischen den beiden konservativen Geschäftsleuten Lobo und Santo hinaus.

Die Abstimmung werde ein Fehlschlag, sagte Zelaya nach Öffnung der Wahllokale dem Radiosender Globo. Ein Boykott werde "die Diktatur vernichten", und die USA würden ihre Entscheidung bereuen, die Wahl zu unterstützen. Das US-Außenministerium hatte erklärt, dass die Menschen das Recht hätten, einen neuen Präsidenten zu wählen. Die USA sind für das kleine mittelamerikanische Land von zentraler Bedeutung: Mehr als 60 Prozent der Exporte gehen dorthin.

Zelaya hatte 2005 die Präsidentschaftswahl als Kandidat der Liberalen gegen Lobo gewonnen. Die Liberale Partei sagte sich aber von ihm los, als er zunehmend sozialistische Positionen vertrat.

Unabhängig vom Ausgang der Wahl will das Parlament in Tegucigalpa am Mittwoch über ein mit internationaler Vermittlung erzieltes Abkommen abstimmen, das es Zelaya ermöglichen soll, bis zum Ende seiner Amtszeit am 27. Januar in den Präsidentenpalast zurückzukehren. Zelaya hält sich seit zwei Monaten in der brasilianischen Botschaft auf. Mehrere lateinamerikanischen Staaten, darunter Brasilien und Venezuela, haben angekündigt, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Honduras nicht anzuerkennen.

© dpa/AP/hai/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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