In Libyen haben Milizen vier Mitarbeiter des Internationalen Strafgerichtshofs freigelassen. Gerichts-Präsident Sang-Hyun Song entschuldigte sich am Montag für "Schwierigkeiten" und erfüllte damit eine der zentrale Forderungen der in der Stadt Sintan, 170 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Tripolis gelegen, herrschenden früheren Rebellen-Miliz. Die italienische Botschaft erklärte, die Mitarbeiter sollten noch am Abend ausgeflogen werden.
Die Milizen hatten die Mitarbeiter Anfang Juni unter dem Vorwurf festgenommen, dem inhaftierten Sohn des getöteten Machthabers Muammar Gaddafi, Saif al-Islam, Unterlagen und Aufnahmegeräte zugespielt zu haben. Unter den Festgenommen befand sich die australische Anwältin Melinda Taylor. Libyen wirft ihr vor, bei einem Treffen mit Gaddafis Sohn einen Stift mit einer integrierten Kamera und einen verschlüsselten Brief von Mohammed Ismail, einem früheren Vertrauten des Gaddafi-Clans, bei sich gehabt zu haben.
Taylor soll im Auftrag des Gerichts Saif al-Islam vertreten, dem wegen Kriegsverbrechen der Prozess gemacht werden soll. Libyen lehnt eine Auslieferung aber ab.