Mosambik:Sicher ist  nur die Unsicherheit

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Hier entlang: Wähler in Mosambik registrieren sich für die Abstimmung. (Foto: Gianluigi Guercia/AFP)

Das südostafrikanische Land steht vor Wahlen. Frei entscheiden können die Menschen dort nicht.

Von Anna Reuß, München

Bevor die Mosambikaner am Dienstag zur Wahl aufgerufen waren, haben sie Wochen der Gewalt erlebt. Menschen wurden nachts überfallen und bedroht, weil sie öffentlich den vermeintlich falschen Kandidaten unterstütz hatten - den der Opposition. Der Höhepunkt der Gewalt war jedoch der Mord an dem Wahlbeobachter Anastacio Matavel vor gut einer Woche. Die Täter waren Polizisten, räumte der Sprecher des Generalkommandos der Polizei ein. Unter ihnen seien Mitglieder von zwei Spezialeinheiten gewesen. Deren Kommandeure seien suspendiert wurden, sagte der Polizeisprecher. Ein Mann wurde festgenommen, zwei konnten fliehen. Die Polizei ermittelt nun.

Der blutige Wahlkampf überschattet das als "historisch" gefeierte Friedensabkommen zwischen der bewaffneten Opppositionspartei Renamo und der Regierungspartei Frelimo, der auch Präsident Felipe Niyusi angehört. Es sollte nach vielen Versuchen zur Aussöhnung führen. Im August besiegelten die einstigen Gegner im Bürgerkrieg den Frieden, doch Splittergruppen boykottieren das Abkommen.

Schon vor Beginn der Abstimmung kommt es zu Unregelmäßigkeiten

Zwar hat das südostafrikanische Mosambik seit dem Ende des Bürgerkriegs 1992 offiziell ein Mehrparteiensystem, doch es blieb bei der Einparteienherrschaft der Frelimo. Auch diesmal wird ihr Kandidat Niyusi, der das Amt bereits fünf Jahre bekleidete, als wahrscheinlicher Gewinner gehandelt. Ergebnisse werden frühestens am Mittwoch erwartet. Zum ersten Mal wurden bei dieser Wahl die Gouverneure in den Provinzen selbst gewählt, statt von der Frelimo bestimmt. Die 13 Millionen registrierten Personen wählten zudem ein neues Parlament: Gerade in ländlichen Gebieten hofft die Opposition auf Wahlerfolge.

Mosambik, das 1975 von Portugal unabhängig wurde, ist eines der ärmsten Länder der Welt. Im Jahr 2016 war der Staat praktisch bankrott, nachdem Regierungsbeamte rechtswidrige Garantien für geheime Kredite genehmigt hatten. Viele Staaten, auch Deutschland, stellten die finanzielle Unterstützung daraufhin ein. Die grassierende Armut und die schlechte Krisenvorsorge trugen dazu bei, dass der Tropensturm Idai die Mosambiker im Frühjahr unerwartet hart traf. Ein großer Teil der Ernte wurde durch die Überschwemmungen zerstört.

Journalisten in der Hauptstadt Maputo berichteten am Dienstag von Vorwürfen der größten Oppositionsparteien, Renamo und Demokratischen Bewegung Mosambiks, dass zusätzliche Wahlunterlagen in Umlauf gebracht worden, und dass in einer nördlichen Provinz Wahlurnen mit bereits gekennzeichneten Stimmzetteln entdeckt worden seien. In den nördlichen Landesteilen waren mehr als 5000 Menschen von den Wahlen ausgeschlossen, weil die Wahlbehörde wegen möglicher Anschläge mindestens zehn Wahllokale geschlossen hatte. Im Norden, also dort, wo Offshoreprojekte die Hoffnung auf Wohlstand weckten, terrorisieren zudem seit Jahren radikale Islamisten die Bevölkerung und töteten alleine in den vergangenen zwei Jahren 400 Menschen.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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