Möbelhandel:Köttbullar in Manila

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Sturm auf die Ikea-Kassen in Manila: Skandinavien kommt offenbar gut an auf den Philippinen. (Foto: Basilio Sepe /imago images/ZUMA Wire)

Ikea eröffnet die größte Filiale weltweit auf den Philippinen - dort sind nicht nur die Saucen anders als in Schweden.

Von David Pfeifer

Es ist ja nicht so, dass man in asiatischen Ländern nicht schöne alte Möbel bekommen würde, aus Teakholz oder Bambus, mit Lack bemalt und Messing verziert. Gelegentlich stammen sie allerdings aus Fabriken in China, wo Patina für den West-Geschmack rangeschmirgelt wird. In Privathaushalten richtet man sich aber gerne modern ein, seit einiger Zeit auch mit skandinavischem Design von Ikea. Was in Europa mal als Billig-Möbel für Ausziehende vermarktet wurde ("Benutze es und wirf es weg") gilt in der bevölkerungsreichsten Region der Welt als Distinktionseinrichtung der wachsenden Mittelschicht. Ikea ist schick - wenn man es sich leisten kann. Zuammenbauen muss man die Möbel trotzdem selber.

Der Einrichtungsgigant, der alleine wegen seiner Steuertricks nicht mehr wirklich schwedisch ist, betreibt mittlerweile mehr als 460 Filialen weltweit, darunter zwei in Indien. Logisch, wo sehr viele Menschen leben und die Geburtenraten steigen, steigt auch der Bedarf an Billy-Regalen und Starter-Sets. In Manila hat nun die größte Filiale der Welt aufgemacht, auf etwa 68 000 Quadratmetern. Natürlich gab es zur Eröffnung Köttbullar für die Ehrengäste, unter ihnen der philippinische Handelsminister Ramon Lopez und Außenminister Teodoro Locsin. Die Fleischbällchen wurden mit landestypischer, scharfer Adobo-Sauce serviert.

Wer die Wiege des Selbstschraubens in Älmhult besucht, wo es einst losging, lernt etwas über die Geografie Schwedens und was sie für den Erfolg der Firma bedeutete. Nur etwa zehn Millionen Menschen verteilen sich luftig über viel Land, Inseln und Fjorde, die Bevölkerungsdichte liegt bei 23 Menschen pro Quadratkilometer (Deutschland: 232). Wer sich in den 1960er-Jahren in Schweden einrichten wollte, bestellte per Katalog oder fuhr im Sommer bis runter nach Älmhult, in ein Einrichtungshaus, das wie ein Motel aufgebaut war. Man konnte dort auch übernachten, um am nächsten Tag mit flach gepackten Möbeln im Volvo-Kombi wieder heimzutuckern. Köttbullar waren kein Marketing-Tool, sondern günstiges Mittagessen für die ganze Familie.

Auf den Philippinen leben 318 Menschen pro Quadratkilometer, 23 Millionen alleine im Großraum Manila. Ansonsten verteilt sich die Bevölkerung auf einige Landmassen und etwa 7000 Inseln. Der neue Ikea-Laden ist samt Showrooms zwar fast doppelt so groß wie normale Filialen, doch ein Großteil der Fläche ist Logistik, Lager und Callcenter vorbehalten. Online-Bestellungen machen mittlerweile 26 Prozent des weltweiten Umsatzes aus. Wie einst die Schweden werden sich auch die Menschen auf den Philippinen die Bastelarbeiten nach Hause bestellen und über Gebrauchsanleitungen grübeln.

Es leben mehrheitlich Katholiken auf den Philippinen, die Virusbeschränkungen wurden rechtzeitig vor den Feiertagen gelockert und laut dem Online-Reservierungssystem, das wegen der Pandemie eingeführt wurde, waren die Plätze für echte Shopper rasch ausgebucht. Privathaushalte haben die Wirtschaft wieder angekurbelt, der Konsum soll mit dem Weihnachtsgeschäft weiter zunehmen. Und es werden sicher nicht nur Teelichter mitgenommen, auf dem Weg zum Ausgang.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die Fläche des neu eröffneten Ikea-Marktes in Manila fälschlicherweise mit 740 000 Quadratmetern angegeben, was 103 Fußballfeldern entspricht. Korrekt sind es aber 740 000 Quadratfuß, was etwa 68 000 Quadratmetern entspricht.

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