Millenniumsgipfel:Die großen Probleme der kleinen Länder

Die Staats- und Regierungschefs der UN-Mitgliedstaaten haben über die Millenniums-Entwicklungsziele beraten. Die Forderungen der kleineren Länder.

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Sie sind aus allen Teilen der Erde nach New York gekommen: Vom 20. - 22. September haben sich die Staatschefs der 192 UN-Mitgliedstaaten zum Weltarmutsgipfel getroffen, um eine Zwischenbilanz der Millenniumskampagne zu ziehen. Die Entwicklungsländer, denen die Millenniumskampagne besonders gilt, haben aber nicht nur bilanziert, sondern auch kräftig gefordert: Die Realität ist meistens noch weit von den UN-Zielen entfernt. Viele der Gesichter sind kaum bekannt - wer ist Stephenson King? Und wo liegt St. Kitts and Newis? Auf den nächsten Seiten erfahren Sie mehr!

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Bis heute hat sich Sierra Leone nicht von den Folgen des verheerenden Bürgerkrieges erholt, der bis vor zehn Jahren das Land an den Rand des Abgrunds geführt hat. Der Staat zählt zu den ärmsten der Welt, die Lebenserwartung der Einwohner ist äußerst gering. Korruption, Massenarmut und Perspektivlosigkeit der Jugend plagen Sierra Leone. Präsident Bai Koroma klagt in seiner Rede vor der Vollversammlung, dass die Entwicklungshilfe in seinem Land zu wenig geleistet habe. Viele Indikatoren seien heute noch immer auf einem schlechteren Niveau als vor dem Krieg. Die Regierung bemühe sich seitdem um Besserung, aber um die von der UN gemeinsam festgelegten Ziele zu erreichen, müsse es mehr Investitionen geben, fordert der Afrikaner. Innovative Programme für eine verbesserte Wirtschaft müssten schneller umgesetzt werden.

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Nepal hat einen hohen Schuldenberg: 4,5 Milliarden Euro betrugen die nepalesischen Auslandsschulden 2009. Folgerichtig wirbt Nepals Innenminister Bhim Bahadur Rawal für einen Schuldenerlass für die am wenigsten entwickelten Länder, mehr internationale Direktinvestitionen und einen größeren Umfang von Technologietransfer. Weitere drängende Probleme sind die hohe Analphabetenrate unter den ca. 28 Millionen Nepalesen und die Diskriminierung und Ausbeutung von Minderheiten, Frauen und Kindern. Bhim Bhadur Rawal verweist in diesem Zusammenhang auf Programme zur Alphabetisierung, Schulbildung und zu Frauenrechten. "Die Zusagen der entwickelten Länder zur Entwicklungszusammenarbeit müssen aber eingehalten werden", so der Innenminister vor den Abgeordneten.

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Swasiland ist die letzte absolute Monarchie Afrikas und gleichzeitig das Land mit der höchsten HIV-Rate der Welt - jeder vierte Erwachsene ist HIV-positiv. Das führt dazu, dass die Einwohner von Swasiland gleichzeitig die niedrigste Lebenserwartung weltweit haben: 31,7 Jahre für Männer und 32,3 Jahre für Frauen. Der 36-jährige König Mswati III. lässt sich von all diesen Problemen aber nicht von seinem luxuriösen Lebensstil abhalten. In seiner Heimat fährt er gerne Mercedes-Limousinen mit vergoldeten Nummernschildern, und als Anhänger der Polygamie hat er bereits zwölf Ehefrauen. Vor den Vertretern in New York erklärte König Mswati III., nicht verfügbare Ressourcen seien das Hauptproblem beim Erreichen der Millenniumsziele. Sein Land versuche weiterhin, die Ausbreitung von HIV und AIDS zu stoppen. Die Grundschulbildung ist in Swasiland inzwischen kostenlos.

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Die Chefin auf den zwei Inseln der Kleinen Antillen ist Queen Elisabeth. Der kleine Karibikstaat mit seinen 46.000 Einwohnern gehört zum Commonwealth. Doch vom Glanz der Krone kommt in der parlamentarischen Monarchie wenig an. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von knapp 15.000 Dollar pro Kopf gehört St. Kitts and Newis eigentlich zu den wohlhabenderen Ländern der Erde. Doch Premierminister Denzil Douglas hält das alles für ein Missverständnis. Seiner Meinung nach wird St. Kitts and Lewis, die kleinste unabhängige Nation der westlichen Halbkugel, falsch klassifiziert - und damit ist er nicht einverstanden: "Das ist unfair, willkürlich, inakzeptabel und destabilisierend."

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Fußballfans kennen Trinidad und Tobago als das bisher kleinste Land, das an einer Fußballweltmeisterschaft teilgenommen hat. Premierministerin Mamla Persad-Bissessar lenkt die Aufmerksamkeit allerdings nicht auf Sport, sondern auf Gesundheitsprobleme: HIV stellt die karibischen Inseln vor eine große Herausforderung; gleichzeitig sind Wohlstandskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck auf dem Vormarsch. Und das, obwohl sich die Regierung redlich bemüht und bereits die medizinische Versorgung für Kinder ausgeweitet hat - auch an Industrie mangelt es nicht: Trinidad ist die am meisten industrialisierte Insel der Karibik, mit vielen petrochemischen Betrieben, Nahrungsmittel- und Leichtindustrie.

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Eritrea ist ein junger Staat. Erst seit Anfang der Neunziger Jahre ist das Land von seinem Nachbarstaat Äthiopien unabhängig und damit auch bei den Vereinten Nationen vertreten. Der Außenminister Osman Mohammed Saleh ist zuversichtlich, dass die Millenniumsziele in Eritrea größtenteils bis 2015 erreicht werden können. "Das ist aber kein Grund zum Feiern", schränkt Saleh ein. Bei der Bekämpfung extremer Armut und bei der Bildung hinkt das Land in der Krisenregion am Kap am Horn weiter hinterher.

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Das Staatsoberhaupt des Königreichs Lesotho, König Letsie III., ist nicht gekommen, dafür aber Regierungschef Pakalitha Bethuel Mosisili: Die größte Herausforderung für Lesotho sei die Bekämpfung von HIV, sagt der Premierminister der Monarchie im südlichen Afrika in seiner Rede. Als weiteres Problem nennt Mosisili den Klimawandel. Lesotho leide unter den Folgen, ohne für den Klimawandel verantwortlich zu sein. Lesotho wird auch "Königreich im Himmel" genannt, ist dem Himmel aber nur geographisch nah: Es gehört zu den ärmsten Ländern der Welt.

Millenniumsgipfel

Saint Lucia

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Der karibische Inselstaat mag zwar klein sein, dafür hat er aber immerhin zwei Nobelpreisträger hervorgebracht: Sir William Arthur Lewis erhielt 1979 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft und im Jahr 1992 wurde der Schriftsteller Derek Walcott mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Stephenson King, Premierminister von Saint Lucia, berichtet vor der Vollversammlung nun davon, dass die Bildung zunehmend auch in der Breite der Bevölkerung ankommt. Seit vier Jahren ermöglicht das Land allen Kindern den Besuch einer weiterführende Schule. Doch Probleme bleiben: Die Kindersterblichkeit ist in der zu den Inseln über dem Winde gehörenden Inselgruppe noch höher als in den UN-Millenniumszielen anvisiert. Als einer der wenigen Regierungschefs spricht King über die Notwendigkeit, die Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen.

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Die Sahara ist auf dem Vormarsch. Darüber klagt Moulaye Ould Mohamed Laghdaf. Seine Regierung versuche das Vordringen der Wüste mit einen "nationalen Programm" zu stoppen, sagt der Premierminister von Mauretanien. Der ist seit August 2008 im Amt. Allerdings nicht als gewählter Regierungschef, sondern ernannt vom Präsidenten Mohamed Ould Abdel, der durch einen Militärputsch an die Macht gekommen ist. Mauretanien ist fast dreimal so groß wie Deutschland und in weiten Teilen des Landes türmen sich die Dünen haushoch mit Saharasand. Vor der Küste Mauretaniens lag einst einer der reichsten Fischgründe der Erde, doch die Überfischung durch westliche Großkonzerne bedroht diese Einnahmequelle.

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