Migration:Mehr als 10 000 Flüchtlinge erwartet - München am Limit

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Kurz zuvor eingetroffene Flüchtlinge werden vom Hauptbahnhof in München zu einer Unterkunft begleitet. (Foto: Sven Hoppe)

München (dpa) - Die Stadt München sieht sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen am Limit. Die Behörden erwarten bis zum Abend 10 000 Neuankömmlinge in der Landeshauptstadt.

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München (dpa) - Die Stadt München sieht sich bei der Aufnahme von Flüchtlingen am Limit. Die Behörden erwarten bis zum Abend 10 000 Neuankömmlinge in der Landeshauptstadt.

Die Unterbringung Tausender Migranten sei ungeklärt, rund 3000 bis 5000 Notplätze fehlten, sagte der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, am Nachmittag. Die Verteilung in andere Bundesländer laufe weiter schleppend. „Wir werden heute Abend ein Thema haben, von dem ich nicht weiß, wie wir es bewältigen.“

Schon bis zum Vormittag waren etwa 3600 Menschen am Münchner Hauptbahnhof angekommen. Das sei die größte Zahl, die es an einem Morgen je gegeben habe, sagte Hillenbrand. Die Balkanroute sei voller denn je, hieß es. In Düsseldorf wurden Züge aus Ungarn mit rund 900 Menschen erwartet.

Derzeit stehen in München 5200 Plätze in Notunterkünften bereit. Am Freitag hatten die Behörden rund 5800 Neuankömmlinge gezählt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte, die Stadt sei an der Kapazitätsgrenze angelangt. Rund 1500 Plätze, die von anderen Bundesländern am Morgen frei gemeldet wurden, seien bereits vergeben. Erstmals erwarte die Landeshauptstadt mehr Menschen, als sie bewältigen könne.

Reiter sagte, er finde es von den anderen Bundesländer nach zehn Tagen „absolut dreist, zu sagen: Wir sind am Anschlag“. Wer so spreche, solle sich in München ansehen, was „am Anschlag“ bedeute. Reiter und Hillenbrand wiederholten ihren Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die anderen Bundesländer, München und die Region nicht allein zu lassen. Jeder Zug, der in einer anderen Kommune ankomme, sei eine Entlastung für München.

Um die Flüchtlinge vorübergehend unterzubringen, wurden auf dem Messegelände, in der Innenstadt und in Aschheim im Landkreis München neue Betten aufgestellt. Dabei halfen auch Bundeswehrsoldaten, wie die Regierung von Oberbayern mitteilte. „Wir wollen in den nächsten Tagen Kapazitäten im Tausenderbereich schaffen“, sagte eine Sprecherin.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU hatte zuvor gesagt, der Freistaat sei im Moment noch gut darauf eingestellt, Flüchtlinge aufzunehmen. Entscheidend sei jedoch, wie viele Migranten entsprechend der Quote von anderen Bundesländern aufgenommen werden können. Außerdem erwarte er auch vom Bund konkrete Schritte, die den Zuzug nach Deutschland bremsten, sagte er im Bayerischen Rundfunk.

Um München zu entlasten, soll in der Lüneburger Heide ein Drehkreuz für Flüchtlinge in Norddeutschland entstehen. Asylbewerber sollen direkt per Bahn von Österreich nach Bad Fallingbostel gebracht werden, dort in Busse umsteigen und auf die norddeutschen Länder verteilt werden, wie das niedersächsische Innenministerium mitteilte.

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, äußerte sich zurückhaltend zur Prognose von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), wonach an diesem Wochenende 40 000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet werden. Noch sei nicht klar, dass sich diese Zahl bewahrheite, sagte die SPD-Politikerin am Samstag im rbb-Inforadio. Fraglos seien aber viele Menschen unterwegs: „Es ist schon atemberaubend, das Tempo, in dem jetzt aus der Region (um Syrien) geflüchtet wird.“

Steinmeier hatte am Freitag erklärt, die Bundesregierung rechne an diesem Wochenende mit der Ankunft von rund 40 000 weiteren Flüchtlingen aus den südlichen und südöstlichen Nachbarländern in Deutschland.

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