Migration:Flüchtlingsdrama vor Jemen

Vor der jemenitischen Küste haben Schleuser offenbar 300 Menschen ins Meer gestoßen - bis zu 100 sind ertrunken oder werden vermisst.

Von Andrea Bachstein, München

Vor der Küste Jemens haben Menschenschmuggler offenbar 300 Menschen ins Meer gestoßen, bis zu 100 sind ertrunken oder werden vermisst. Die UN-Migrationsorganisation (IOM) sprach von zwei Vorfällen innerhalb von 24 Stunden. Es handelt sich demnach um afrikanische Flüchtlinge und Migranten vom Horn von Afrika, die per Boot Jemen und dann andere Golfstaaten erreichen wollen. Wie die IOM weiter berichtete, zwang ein Schleuser am Donnerstag 180 Flüchtende von Bord seines Boots. Dabei seien fünf Jugendliche umgekommen, 50 würden vermisst. Ähnliches ereignete sich schon am Vortag, als Schleuser 120 Menschen ins Wasser zwangen, von denen dann 50 ertranken. Der IOM zufolge waren die Bootsflüchtlinge durchschnittlich 16 Jahre alt. Ein Patrouillenschiff der Organisation fand 27 der Überlebenden bei Shabwa am Arabischen Meer. Die jungen Äthiopier und Somalier, unter ihnen Frauen, berichteten, der Schleuser habe sie ins Meer geworfen, als er am Ufer Uniformierte sah. Eine IOM-Sprecherin sagte der Agentur Reuters, "die Schleuser wissen, dass die Lage für sie gefährlich ist und dass sie beschossen werden könnten". Deshalb mieden sie es, in dem Bürgerkriegsland an Land zu gehen. Trotz des bewaffneten Konflikts und einer Cholera-Epidemie ist Jemen Durchgangstation für Migranten, die in die reichen Golfstaaten oder nach Europa wollen. Die IOM schätzt, dass dieses Jahr bereits 55 000 Menschen auf diesem Weg nach Jemen kamen, etwa zur Hälfte Minderjährige. Die Überlebenden gaben an, der Schleuser sei sofort zurück nach Somalia gefahren, um weitere Migranten zu holen.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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