Merkel zu Besuch bei Obama:"Es macht Spaß zusammenzuarbeiten"

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Barack Obama und Angela Merkel beschwören in Washington mit warmen Worten und demonstrativer Einigkeit die Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA. Spannungen im Streit um den Nato-Einsatz in Libyen spielen die Kanzlerin und der Präsident herunter.

Christian Wernicke, Washington

US-Präsident Barack Obama betrachtet Deutschland als einen "unverzichtbaren Pfeiler" in der Welt und als "einen der engsten Verbündeten Amerikas". Das versicherte er beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Washington.

Der Präsident applaudiert der Kanzlerin.  Deutschland sei einer der engsten Verbündeten Amerikas. "Es macht einfach Spaß zusammenzuarbeiten", sagte Obama mit Blick auf seinen Gast. (Foto: AP)

Obama spielte Berichte über deutsch-amerikanische Spannungen im Streit um den Nato-Einsatz in Libyen herunter. Er erwarte jedoch, dass Deutschland nach einem Sturz des Gaddafi-Regimes "volle und massive Unterstützung" beim Wiederaufbau leisten werde. Merkel sagte dies zu. Obama wollte Merkel bei einem abendlichen Staatsbankett die Freiheitsmedaille überreichen, die höchste US-Auszeichnung für Nicht-Amerikaner.

Bei einer Pressekonferenz nahm er seinen Gast ausdrücklich gegen Kritik wegen Berlins Enthaltung im UN-Sicherheitsrat zur Libyen-Resolution in Schutz. Vielmehr habe die Bundesrepublik die Nato in Afghanistan gezielt entlastet und dadurch deren militärische Kapazitäten im Luftkrieg über Libyen gestärkt. Zudem seien deutsche Soldaten in Nato-Stäben am Einsatz beteiligt. Merkel und er seien sich einig in dem Ziel, dass der Diktator Muammar al-Gaddafi abtreten müsse.

Obama machte zugleich deutlich, dass er von Deutschland massive Wirtschafts- und Entwicklungshilfe erwarte: "Es wird viel zu tun sein, nachdem Gaddafi gegangen ist." Merkel wiederum versicherte, dass Berlin den Kriegseinsatz trotz der Enthaltung im Sicherheitsrat unterstütze: "Die UN-Resolution gilt. Gaddafi muss zurücktreten und er wird zurücktreten." Deutschland stehe zu seiner Verantwortung, nach dem zu erwartenden Machtwechsel dem Land beizustehen: "Es ist unser gemeinsamer Wille, dass die Nato-Mission erfolgreich ist."

Merkel war mit militärischen Ehren vor dem Weißen Haus empfangen worden. Obama und Merkel versicherten, beide Länder würden sich als engste Verbündete in allen internationalen Fragen absprechen. "Es macht einfach Spaß zusammenzuarbeiten", sagte Obama mit Blick auf seinen Gast.

Merkel wiederum versicherte dem Präsidenten, sie unterstütze dessen jüngsten Anlauf zur Wiederbelebung des Friedensprozesses im Nahen Osten zwischen Israelis und Palästinensern. Die Kanzlerin lud Obama zu einem Besuch in Berlin ein. In Anspielung auf ihren damaligen Widerstand gegen eine Rede des Kandidaten Obama 2008 vor historischer Kulisse fügte sie hinzu: "Ich kann Ihnen versichern, das Brandenburger Tor steht noch eine Weile."

© SZ vom 08.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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