Mecklenburg-Vorpommern:Caffier tritt zurück

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Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister stürzt über den Kauf einer Pistole Anfang 2018

Von Peter Burghardt, Hamburg

Im Zuge der Debatte um den Kauf seiner Jagdwaffe ist Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier am Dienstag zurückgetreten. "Ich habe eine Waffe bei jemandem erworben, bei dem ich sie aus der heutigen Sicht nicht hätte erwerben dürfen", so Caffier. Aber nicht der Erwerb sei ein Fehler gewesen, "sondern mein Umgang damit. Dafür entschuldige ich mich."

Der CDU-Politiker war nach 14 Jahren im Amt Deutschlands dienstältester Innenminister und seit 2011 auch stellvertretender Ministerpräsident der rot-schwarzen Koalition gewesen. SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig nahm seine Entscheidung "mit Respekt zur Kenntnis" und dankte ihm für seine Arbeit.

Am Donnerstag war Caffier, 65, bei einer Pressekonferenz gefragt worden, ob er eine Waffe bei einem Mann gekauft habe, dem Kontakte zur rechtsextremen Prepper-Gruppe Nordkreuz nachgesagt werden. Caffier erwiderte, das sei Privatsache, was Entrüstung auslöste. Auch Regierungschefin Schwesig forderte ihn auf, die Sache aufzuklären. Am Freitag reagierte Caffier auf Anfragen, indem er im Spiegel zugab, Anfang 2018 "eine Kurzwaffe" bei jenem T. gekauft zu haben. Er sei seit 40 Jahren Jäger, da gehörten Kurzwaffen zur Ausrüstung. Von einem Verdacht gegen den Verkäufer habe er damals nichts gewusst. Mit dem Wissen von 2019 hätte er den Kauf der Glock 19 "bei T. natürlich nicht getätigt", teilte er dann am Montag mit.

Im Umfeld von Nordkreuz ermittelte der Generalbundesanwalt allerdings bereits 2017, es ging um den Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Nordkreuz bereitete sich für einen Tag X vor und legte Vorräte von Waffen und Munition an, sogar von Leichensäcken und Todeslisten war die Rede. 2019 wurde ein Nordkreuz-Mitglied und vormaliger Elitepolizist zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, bei ihm waren unter anderem 55.000 Patronen entdeckt worden. Gegen den Verkäufer und Schießplatzbetreiber T. laufen inzwischen Ermittlungen. Auf dem privaten Gelände trainierten noch 2018 auch Polizisten und Soldaten.

Caffier klagte in seiner Erklärung über die Berichterstattung. Er besitze nicht mehr die nötige Autorität, "um das Amt des Innenministers mit ganzer Kraft bis zum September 2021 ausüben zu können"; im Herbst 2021 wird in Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Die Linken im Landtag fordern weitere Aufklärung. Es gehe in der Affäre nicht nur um Caffiers Waffe, sondern auch um die Rolle der Behörden und Dienste im Umgang mit dem Nordkreuz-Netzwerk.

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