Mazedonien:Flüchtlinge überqueren Grenze nach Mazedonien

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Sicherheitskräfte nehmen Hunderte fest, die auf eigene Faust das Lager im griechischen Idomeni verlassen hatten. Zuvor hatten sie einen Grenzfluss durchquert.

Von Nadia Pantel, München

Mazedonien hat am Montag mehrere Hundert Flüchtlinge gestoppt, die vom griechischen Flüchtlingslager Idomeni aus die Grenze überquert hatten. Bis zum Abend hatten Medienberichten zufolge bis zu 2000 Menschen nach mehrstündigem Fußmarsch den Grenzfluss Suva Reka überquert. Der von den Mazedoniern errichtete Grenzzaun ist an dieser Stelle noch nicht fertiggestellt. Die griechische Polizei versuchte mehrmals, die Laufenden zu stoppen, ohne jedoch Gewalt anzuwenden. Auf mazedonischer Seite wurden die Flüchtlinge von den Sicherheitskräften erwartet. Im griechischen Staatsfernsehen berichteten Augenzeugen, schätzungsweise 500 Flüchtlinge seien von mazedonischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Polizisten und Soldaten bemühten sich, die Menschen wieder nach Griechenland zurückzubringen, wie mazedonische Medien weiter unter Verweis auf das Innenministerium berichteten.

Der seit Tagen anhaltende Dauerregen hat nicht nur den Boden im Lager von Idomeni komplett aufgeweicht und in ein Schlammfeld verwandelt. Er hat auch den Fluss anschwellen lassen. Auf Videos von Beobachtern vor Ort ist zu sehen, wie Menschen mit Kindern auf dem Arm sich gegen die starke Strömung stemmen. Bereits am Montagmorgen meldete die mazedonische Polizei, dass sie drei Leichen aus dem Fluss geborgen habe. Die Toten seien Flüchtlinge. 20 weitere Menschen habe die mazedonische Polizei vor dem Ertrinken gerettet.

Im Lager in Idomeni harren weiterhin mehr als 12 000 Menschen aus. Sie hoffen, dass sie die Grenze doch noch legal passieren können. Die meisten der Wartenden stammen nach Angaben des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen aus Kriegs- und Krisengebieten in Syrien, Afghanistan und im Irak. Die hygienischen Bedingungen im Lager sind inzwischen verheerend.

Die griechischen Behörden versuchen seit Tagen, das Lager zu räumen. Allerdings hätten bisher nur etwa 1000 Menschen das Angebot genutzt, die bereitstehenden Unterkünfte zu beziehen. Das Versprechen der EU an die Flüchtlinge wie auch an die griechische Regierung lautet, dass die Menschen von Griechenland aus umverteilt werden. Allerdings ist noch offen, welche europäischen Länder tatsächlich zur Aufnahme wie vieler Menschen bereit sind.

Ein Reporter des Time Magazine berichtet, dass in Idomeni Flyer aufgetaucht seien, die Flüchtlinge dazu aufriefen, den Marsch in Richtung Mazedonien anzutreten. Auf den Flyern habe gestanden, dass Deutschland zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit sei, wenn sie es erst einmal durch Mazedonien und die weiteren Balkanländer geschafft hätten. Anfang September vergangenen Jahres waren mehr als tausend Flüchtlinge auf Autobahnen von Budapest in Richtung Österreich gelaufen. Sie versuchten so den Druck auf die EU zu erhöhen, sie weiterreisen zu lassen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte sich damals bereit, die in Ungarn Gestrandeten aufzunehmen.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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