Mauretanien:Dutzende Menschen sterben bei Putschversuch

Lesezeit: 1 min

Bei einem Putschversuch gegen den mauretanischen Präsidenten Maouia Taya sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden.

Augenzeugen berichteten, in mehreren Vororten der Hauptstadt Nouakchott des westafrikanischen Landes habe es zahlreiche Opfer gegeben. Am späten Nachmittag waren in der Umgebung des Präsidentenpalastes immer noch Schüsse zu hören. Aus Regierungskreisen hieß es, der Putsch sei gescheitert. Es gebe lediglich noch einige "Widerstandsnester".

Unklarheit herrschte nach wie vor darüber, wer genau hinter dem Putschversuch in Mauretanien steht, an dem sich offenbar mehrere Offiziere beteiligten. Aus der Umgebung des Präsidenten verlautete, hinter dem Putschversuch könne ein älterer hochrangiger Offizier stecken, der panarabischen Ideen anhänge. Präsident Taya selbst leite die Operationen zur Niederschlagung des Putsches.

Putsch wegen diplomatischer Beziehungen zu Israel?

Der Staatspräsident war in den vergangenen Monaten im eigenen Land wegen der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel und wegen seiner Zusammenarbeit mit den USA kritisiert worden. In den vergangenen Wochen hatte er zahlreiche mutmaßliche islamische Extremisten festnehmen lassen.

Einwohner, die in der Nähe des Präsidentenpalastes wohnen, sagten, die Gefechte hätten gegen 2.00 Uhr Ortszeit (4.00 Uhr MESZ) begonnen. Vor dem Gebäude des staatlichen Fernsehens sahen Augenzeugen mehrere brennende Panzer. Der staatliche Rundfunk sendete nicht.

Präsident kam selbst durch Staatsstreich an die Macht

Der arabische Fernsehsender El Dschasira meldete, dass am frühen Morgen "der Lärm von Artilleriefeuer rund um den Präsidentenpalast zu hören" gewesen sei. Luftabwehrgeschütze hätten auf ein über dem Präsidentensitz kreisendes Flugzeug gefeuert. Loyale Truppen hätten alle Zugänge zur Hauptstadt abgeriegelt und Stellung um das Gebäude des nationalen Fernsehens und Rundfunks bezogen.

Taya war 1984 selbst durch einen unblutigen Putsch an die Macht gekommen und hat seit 1992 mehrere Wahlen gewonnen. Die nächsten Präsidentenwahlen sind für November dieses Jahres vorgesehen.

Mauretanien ist eines der wenigen Länder in der arabischen Welt, die diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten. Radikalislamistische Kreise versuchen die Regierung zu einer konservativeren Haltung in Religionsfragen zu drängen.

(sueddeutsche.de/dpa)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: