Malta:Schwer erträglich

Der Premier zögert seinen Rücktritt zu Unrecht raus.

Von Andrea Bachstein

Jede Stunde wird es schwerer erträglich, wie Maltas Premier Joseph Muscat seinen Rücktritt hinzögert. Er tut so, als wolle er für volle Aufklärung des Mordes an Daphne Garuana Galizia sorgen. Dabei verkörpert gerade er die Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieses Vorhabens.

Es ist unfassbar, dass in einem EU-Land Killer in Mafia-Manier eine mutige Journalistin beseitigten, die für mächtige Politiker gefährliche Fakten zutage förderte. Ähnlich unfassbar ist, dass Muscat jahrelang von schweren Vorwürfen belastete Politiker deckte, mit ihnen regierte. Als sein Kabinettschef und Vertrauter wegen Verbindungen zu vermuteten Drahtziehern des Mordes nun doch zurücktrat, bedauerte Muscat dies auch noch. Eindeutiger kann man sich als Hüter eines Rechtsstaats kaum diskreditieren. Der Regierungschef hat Malta schwer beschädigt.

Außerdem: Wie lange wären die korrupten Politiker noch im Amt gewesen, wo stünden die Ermittlungen zum Mord an der Journalistin, hätten nicht Aktivisten, Medien, Europaabgeordnete unermüdlich Druck auf Muscat ausgeübt? Was einzig Mut macht an diesem Fall, ist, dass - ganz im Sinne Daphne Garuana Galizias - dieses Ringen um Wahrheit weiterhin politische Machenschaften zutage fördert und Muscat demnächst wohl wirklich gehen wird.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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