Malta:Neue Hinweise auf Hintermänner im Fall Daphne

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Bei einer Anti-Regierungs-Demonstration in der maltesischen Hauptstadt Valetta gedenken die Menschen der Journalistin Daphne Caruana Galizia (Archivbild). (Foto: DARRIN ZAMMIT LUPI/REUTERS)
  • Die maltesische Polizei hat einen Mann festgenommen, der in Kontakt mit Auftraggebern und Mördern im Fall Daphne gestanden haben soll.
  • Der Mann verlangt für seine Mithilfe an der Aufklärung des Attentats Immunität.
  • Der Maltesische Premierminister unterzeichnete eine Absichtserklärung für eine Begnadigung, wenn sich die Hinweise des Mannes als richtig erweisen.

Im Fall der auf Malta ermordeten Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia gibt es offenbar neue Hinweise auf Hintermänner des Autobombenattentats. Bei einer Razzia gegen einen Geldwäschering nahm die Polizei nach Informationen der Times of Malta einen mutmaßlichen Mittelsmann fest. Dieser behauptet zu wissen, wer hinter dem Mord steckt.

Der Mann stehe im Verdacht, den oder die Auftraggeber der Tat mit den mutmaßlichen Mördern verbunden zu haben. Er soll auch den Kontakt zu den Personen hergestellt haben, die an der Beschaffung des Sprengstoffs mitgewirkt haben.

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Vor zwei Jahren wurde Daphne Caruana Galizia ermordet. Die Journalistin Caroline Muscat führt die Arbeit ihrer Kollegin weiter - und wird dafür bedroht.

Von Verena Mayer

Für seine Mithilfe bei der Aufklärung verlangte der Mittelsmann eine Begnadigung und Amnestie für frühere Verbrechen. Premierminister Joseph Muscat unternzeichnete am Morgen nach Absprachen mit der Polizei und der Generalstaatsanwaltschaft einen Brief, in dem er sich verpflichtete eine Begnadigung zu empfehlen, wenn der mutmaßliche Mittelsmann auspacke.

Muscat erklärte dazu: "Ich habe mit Ermittlern und dem Generalstaatsanwalt gesprochen, und wir waren uns einig, dass eine pauschale Immunität nicht für alle Gerichtsfälle dieser Person gewährt werden kann, es sei denn, alle Beweise werden vor Gericht bestätigt."

Die Polizei hat den Mann zu dem Attentat auf Caruana Galizia bereits befragt und glaubt nun zu wissen, dass es mindestens einen oder zwei an dem Mord beteiligte Personen gibt, die bislang noch nicht festgenommen wurden.

Caruana Galizia recherchierte gegen Korruption

Die regierungskritische Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 getötet worden. Die Ermordung der damals 53-Jährigen löste auf Malta und im Ausland Empörung aus. Wegen des Mordes haben die maltesischen Behörden drei Männer angeklagt. Ihnen wird vorgeworfen, eine Bombe gebaut, sie an Caruana Galizias vor ihrem Haus geparkten Auto angebracht und schließlich zur Detonation gebracht zu haben.

Die Familie der Journalistin warf den maltesischen Behörden mehrfach vor, nicht genügend zu tun, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Vor ihrer Ermordung hatte Caruana Galizia Korruptionsvorwürfe bis in höchste Staatsämter recherchiert und unter anderem enthüllt, dass der Stabschef des Premierministers und ein weiterer Minister bislang unbekannte Offshore-Firmen im Ausland besaßen.

Zweifel an den polizeilichen Ermittlungen auf Malta nährten die Erkenntnisse einer Kooperation internationaler Journalisten, dem sogenannten Daphne-Projekt, an dem neben der SZ unter anderen die New York Times, Reuters , Die Zeit und The Guardian beteiligt waren. Demnach gingen die maltesischen Ermittler Hinweisen auf Beziehungen zwischen den Tatverdächtigen und Wirtschaftsminister Christian Cardona zunächst nicht nach. Laptops und Festplatten der Journalistin hat die Familie inzwischen dem BKA übergeben, weil sie sie den maltesischen Ermittlern nicht anvertrauen wollte.

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