Mali:Der Präsident soll zurück

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Anführer der Putschisten: Oberst Assimi Goita erklärte sich zum Vorsitzenden der malischen Junta, die sich „Nationales Komitee zur Errettung des Volkes“ nennt. (Foto: ORTM TV/dpa)

Westafrikanische Länder erkennen die Putschisten-Junta nicht an.

Von Anna Reuß, München

Nach dem Putsch in Mali wollen mehrere westafrikanische Staatschefs ihre Forderung nach Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta durchsetzen. Die Putschisten, die in dieser Woche den Präsidenten verhafteten und anschließend die Kontrolle über das Land übernahmen, sowie das wichtigste Oppositionsbündnis M5-RFP weisen dies jedoch zurück.

Die Staats- und Regierungschefs der Wirtschaftsgemeinschaft der westafrikanischen Staaten (Ecowas) trafen sich am Donnerstag, um zu beraten, wie mit den neuen Machthabern in Bamako umgegangen werden solle. Sie sprechen ihnen die Legitimität ab. Zuvor hatten sie beschlossen, Malis Mitgliedschaft in dem Bündnis vorübergehend auszusetzen, bis die "verfassungsmäßige Ordnung" wiederhergestellt sei. Zudem wurden Grenzübergänge geschlossen und Finanzströme gestoppt. Auch die Afrikanische Union, die Europäische Union und die UN verurteilten den Putsch. Der Einsatz ihrer Soldaten in Mali steht für Frankreich, Deutschland und Großbritannien allerdings außer Frage. "Wir werden den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen, denn er ist noch längst nicht beendet", sagte Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly.

Am Dienstag hatte ein Teil der Armee einen Staatsstreich angezettelt. Nach monatelangen Massenprotesten nahmen die Abtrünnigen Präsident und Premierminister sowie weitere hochrangige Regierungsmitglieder fest. Mittlerweile ließen sie einige wieder frei, etwa den bisherigen Finanzminister Abdoulaye Daffe. An der Spitze der Putschisten steht Oberst Assimi Goita: Der bisherige Chef der malischen Spezialeinheiten erklärte sich selbst am Donnerstag zum Vorsitzenden der malischen Junta, die sich "Nationales Komitee zur Errettung des Volkes" nennt. Laut eigenen Angaben strebt sie Wahlen nach einer gewissen Übergangszeit an. Die Oppositionskoalition erklärte ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit.

Obwohl die neuen Machthaber Berichten zufolge Zustimmung in der Zivilbevölkerung erfahren, weckt der Putsch Erinnerungen an das Jahr 2012, als eine Koalition aus Rebellen, radikalen Islamisten und Tuareg-Separatisten das Territorium im Norden eroberte. Obwohl die ehemalige Kolonialmacht Frankreich militärisch intervenierte, konnten sich die Aufständischen neu formieren. Seitdem haben sie - trotz mehrerer Tausend dort stationierten Soldaten aus dem Ausland - ihren Einfluss auf Zentralmali und Staaten der gesamten Sahelzone ausweiten können.

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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