Pandemie:EU hilft Afrika beim Bau von Impfstoff-Fabriken

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Kongos Präsident Félix Tshisekedi, sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron und Kristalina Georgieva, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, am Dienstag in Paris. (Foto: Ian Langsdon/AP)

Der Kontinent soll zur Bewältigung der Pandemie-Folgen rund 100 Milliarden Dollar von internationalen Gebern erhalten.

Von Björn Finke und Nadia Pantel, Brüssel/Paris

Die internationale Staatengemeinschaft will Afrika bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie helfen. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte am Dienstagabend in Paris nach einer Afrika-Hilfskonferenz an, internationale Geldgeber wollten mit Milliardenhilfen die Wirtschaft des Kontinents ankurbeln. Über den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washingtonkönnten auch dank der Solidarität reicher Länder rund 100 Milliarden Dollar (rund 82,3 Milliarden Euro) mobilisiert werden. Man fordere außerdem die Aufhebung von Patenten auf Impfstoffe gegen Covid-19, um die Produktion von Impfstoffen in Afrika zu ermöglichen. Außerdem wird die EU Unterstützung beim Aufbau einer Impfstoff-Industrie in Afrika leisten.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nahm teil. Sie versprach eine Initiative, die Afrikas Staaten befähigen solle, selbst Impfstoffe herzustellen: "Wir müssen Afrika dabei unterstützen, seine eigene Gesundheitsindustrie und -infrastruktur aufzubauen." Außerdem wird die EU Unterstützung beim Aufbau einer Impfstoff-Industrie leisten.

Die Deutsche betonte wieder, dass die EU zu den größten Exporteuren von Covid-Impfstoff weltweit gehöre; Europa führe so viel aus, wie innerhalb der EU verwendet werde: "Doch um diese Pandemie zu überwinden und künftige zu vermeiden, müssen alle Länder ihre Impfstoff-Produktion steigern." Das Vorhaben dürfte auch eine Reaktion auf den umstrittenen Vorstoß der USA bei Vakzinpatenten sein. Die Regierung von Präsident Joe Biden hatte vor zwei Wochen überraschend angekündigt, sich bei der Welthandelsorganisation WTO nicht mehr einer Debatte über die Freigabe von Patenten für Covid-Impfstoffe zu verschließen. Das soll armen Staaten besseren Zugang zu den knappen Mitteln ermöglichen.

Die Mehrheit der EU-Staaten lehnt solch einen Schritt allerdings ab. Mit der Initiative für Afrika zeigt die EU nun wieder, dass ihr die Impfstoffversorgung armer Länder wichtig ist. Wie es heißt, sollen Kommission und Mitgliedstaaten Fördergelder und technische Expertise für den Aufbau einer Vakzin-Industrie zur Verfügung stellen. Es wird aber dauern, bis die Fabriken einsatzfähig sind - das Projekt dient also dazu, den Kontinent besser auf künftige Pandemien vorzubereiten; für Corona dürfte es zunächst keinen Unterschied machen.

Macron will 40 Prozent der Afrikaner impfen lassen

Frankreichs Präsident Macron sagte, die Geberkonferenz in Paris solle "einen Paradigmenwechsel" einläuten, mit dem auf "den medizinischen Notstand" reagiert werden solle. Afrika gehöre zu den Kontinenten, auf denen bislang am wenigsten geimpft wurde: "Wir müssen es uns zum Ziel setzen, 40 Prozent der afrikanischen Bevölkerung zu impfen", sagte Macron, "das ist machbar, und das ist 2021 machbar."

Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Félix Tshisekedi, nannte die Konferenz eine "große Chance für Afrika". Der Kontinent sei von der Pandemie sehr schwer getroffen worden. Man müsse für die Zukunft darüber nachdenken, wie ein "finanzielles Sicherheitsnetz" für Afrika geschaffen werden könne. Es habe sich gezeigt, dass Europa seine Unternehmen sehr schnell habe schützen können. "Aber wir waren auf so etwas Unvorhersehbares nicht vorbereitet", sagte Tshisekedi. Der afrikanische Kontinent brauche einen "New Deal", um das durch die Krise stark gebremste Wirtschaftswachstum wieder ankurbeln zu können.

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