Machtkampf in der Elfenbeinküste:Letzte Schlacht gegen Gbagbo

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Ein Bunker unter seiner Residenz ist seine letzte Zuflucht - dennoch will der abgewählte Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, nicht aufgeben. Nun hat Staatschef Ouattara zur finalen Schlacht gerufen. Offenbar ist es aber bisher nicht gelungen, den Machthaber mit Gewalt aus der Residenz zu holen.

Die Truppen des gewählten ivorischen Staatschefs Alassane Ouattara sind am Mittwoch in die womöglich entscheidende Schlacht gegen dessen Widersacher Laurent Gbagbo gezogen. Dieser hat sich in einem Bunker unter seiner Residenz am Regierungssitz in Abidjan verschanzt.

Laurent Gbagbo will nicht weichen - trotz einer verlorenen Wahl und obwohl die Zahl seiner Getreuen dramatisch gesunken ist. (Foto: REUTERS)

"Laurent Gbagbo wird nun aus seinem Loch herausgeholt und dem Präsidenten übergeben", sagte der Sprecher der Ouattara-Regierung, Sidiki Konate. "Wir gehen zu seiner Residenz und setzen diesem Schauspiel ein Ende", fügte er hinzu. Nach Angaben von Zeugen waren in der Nähe der Residenz Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören. Offenbar versuchten die Anhänger des Wahlsiegers Alassane Ouattara die Residenz des bisherigen Machthabers zu umzingeln.

Aus Kreisen der französischen Regierung hieß es, die Truppen Ouattaras hätten einen Angriff auf die Residenz Gbagbos gestartet. Die langwierigen Verhandlungen um eine Lösung des Konfliktes in der Elfenbeinküste seien zuvor an der Verweigerungshaltung des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo gescheitert. Der demokratisch gewählte Präsident Alassane Ouattara habe deshalb die Erstürmung von Gbagbos residenz angeordnet. Frankreichs Außenminister Alain Juppé betonte, weder die UN noch Frankreich seien daran beteiligt gewesen.

Heftiger Widerstand der "letzten Getreuen"

Offenbar ist es aber bisher nicht gelungen, den Machthaber Laurent Gbagbo mit Gewalt aus dem Bunker zu holen, in dem er sich verschanzt hält. Die Soldaten seien bis etwa 150 Meter auf das Tor von Gbagbos Residenz in Abidjan vorgerückt, dann hätten sie sich wieder zurückziehen müssen, berichtete ein Einwohner der Millionenmetropole am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Nach seinen Angaben flauten die Kämpfe nach stundenlangen heftigen Feuergefechten am Nachmittag deutlich ab. Auch aus französischen Regierungskreisen verlautete, Ouattaras Kämpfer stießen bei ihrer Offensive gegen Gbagbo auf heftigen Widerstand von dessen "letzten Getreuen".

Gbagbos Lager bezeichnete das bisherige Eingreifen der in der Elfenbeinküste stationierten französischen Soldaten der "Operation Einhorn" als "Mordversuch". Die Einheit wies die Anschuldigung zurück und verwies darauf, dass sie mit dem Schutz der Zivilbevölkerung betraut sei.

In der Nacht zum Mittwoch hatte Gbagbo einen Rückzug von der Staatsspitze der Elfenbeinküste erneut ausgeschlossen. "Ich erkenne Ouattaras Sieg nicht an", sagte er in einem Telefonat mit dem französischen Fernsehsender LCI. Er finde es erstaunlich, wie im Ausland um sein Land "gepokert" werde. Auch wenn er sich nicht als "Märtyrer" sehe, sei er bereit zu sterben. "Wenn der Tod kommt, kommt er", sagte er dem Sender.

Russland fordert Sitzung des Sicherheitsrates

Ouattara wurde seit Montagnachmittag auch von Einheiten der UN und von französischen Streitkräften unterstützt, die sich den Schutz der Zivilbevölkerung zum Ziel gemacht haben. Ihr Einsatz ist jedoch nicht unumstritten: Russland hat aus Protest gegen die Beteiligung von Blauhelmen an den Kämpfen eine Dringlichkeitssitzung des Weltsicherheitsrates verlangt. Die UN-Soldaten seien zu Neutralität und Unparteilichkeit verpflichtet, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow.

Papst Benedikt XVI. rief die Konfliktparteien in der Elfenbeinküste zum Gewaltverzicht auf. Es sei an der Zeit, "Frieden zu schaffen und in einen Dialog zu treten, um weiteres Blutvergießen zu verhindern", sagte er. Auch US-Präsident Barack Obama forderte Gbagbo zum Rückzug auf. Die EU verhängte am Mittwoch weitere Sanktionen gegen Gbagbo. Sie untersagte den Kauf von Staatsanleihen und anderen Kreditpapieren des Landes sowie die Vergabe von Krediten an die "unrechtmäßige Regierung von Laurent Gbagbo", wie der EU-Rat mitteilte. Ausgenommen seien Mittel für humanitäre Hilfe. Zudem wurden gegen einen weiteren Angehörigen Gbagbos ein Einreiseverbot sowie Kontosperrungen ausgesprochen.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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