Luxemburg:Juncker wird bei Neuwahlen erneut Spitzenkandidat

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Juncker nach dem Treffen mit Großherzog Henri (Foto: REUTERS)

Der Alte könnte der Neue werden: In Luxemburg hat die Christlich Soziale Volkspartei den politisch angeschlagenenen Ministerpräsidenten Juncker als Spitzenkandidaten für Neuwahlen bestätigt. Bis dahin will Juncker trotz Rücktrittsankündigungen weitermachen.

Bei den erwarteten Neuwahlen in Luxemburg wird Ministerpräsident Jean-Claude Juncker erneut als Spitzenkandidat seiner Christlich Sozialen Volkspartei (CSV) antreten. Das beschloss ein außerordentlicher Nationalkongress der CSV am Donnerstagabend in Hesperingen - einen Tag nach dem Zusammenbruch der Regierungskoalition. Damit kann sich Juncker bei den Neuwahlen am 20. Oktober für eine weitere Amtszeit bewerben.

Zuvor hatte der dienstälteste Regierungschef der EU angekündigt, bis zu Neuwahlen weitermachen zu wollen, und auch seine Bereitschaft zur Spitzenkandidatur erklärt. Sein sozialdemokratischer Koalitionspartner hatte ihm am Mittwoch wegen einer Affäre um illegale Abhöraktionen des Luxemburger Geheimdienstes die Unterstützung entzogen.

Vor dem Parteitreffen hatte sich der 58-jährige Juncker mit Großherzog Henri beraten. Dieser will sich nach eigenen Angaben zunächst Zeit nehmen, um über Junckers Neuwahlvorschlag nachzudenken und Beratungen zu führen.

Regierung würde im Herbst zurücktreten

Juncker sagte nach dem Treffen mit Henri: "Ich habe dem Großherzog aus meiner Sicht, aus Regierungssicht, die Lage beschrieben. Es ist jetzt an dem Großherzog, seine Entscheidung zu treffen."

Junckers Regierung würde damit de facto im Herbst zu den Neuwahlen zurücktreten. Regierungssprecher Guy Schuller betonte allerdings, bis dahin sei die Regierung voll funktionsfähig. Wirtschaftsminister Etienne Schneider von der Luxemburger Sozialistischen Arbeiterpartei sagte: "Wir werden nicht abgesetzt oder uns absetzen lassen."

Junckers Koalitionspartner hatte wegen der Affäre um illegale Abhöraktionen des Geheimdienstes, um eine Serie von Bombenanschlägen und mutmaßliche Korruption personelle Konsequenzen gefordert. Am Mittwoch hatte der Ministerpräsident im Parlament einen Rücktritt und die Übernahme persönlicher Verantwortung abgelehnt, aber Fehler eingeräumt. Ein Untersuchungsausschuss macht ihn in seinem Bericht für das Eigenleben des luxemburgischen Geheimdienstes verantwortlich.

Seit 1995 ist Juncker Ministerpräsident des kleinen Landes zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien. Er ist einer der Väter des Euro. Von 2005 bis Januar 2013 führte er die Eurogruppe, die Gruppe der Finanzminister aller Länder mit Euro-Währung.

© dpa/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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