Flucht nach Europa:Bei Bootsunglücken sollen bis zu 170 Menschen ertrunken sein

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  • Bei einem Schiffsunglück vor der libyschen Küste sind offenbar mehr als 100 Flüchtlinge ums Leben gekommen.
  • Auch im Alborán-Meer zwischen der nordafrikanischen Küste und Spanien soll ein Boot untergegangen sein.
  • Die Angaben stammen jeweils von Überlebenden und können Hilfsorganisationen zufolge nicht unabhängig geprüft werden.

Bei einem Schiffsunglück vor Libyen sind möglicherweise 117 Migranten gestorben. Nach Angaben von drei geborgenen Überlebenden waren insgesamt 120 Menschen auf ihrem in Seenot geratenen Schlauchboot, um nach Europa überzusetzen, wie der Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) erklärte. Die drei waren am Freitag von der italienischen Marine gerettet und auf die Insel Lampedusa gebracht worden. Unter den 117 Vermissten seien auch zehn Frauen und zwei Kinder, eines davon erst zwei Monate alt.

Die Marine hatte zunächst erklärt, dass das Schlauchboot etwa 50 Seemeilen (knapp 93 Kilometer) nordöstlich der libyschen Hauptstadt Tripolis zu kentern drohe und dass etwa 20 Menschen an Bord seien.

Dem IOM-Sprecher zufolge könnte das Unglück aber noch viel dramatische Dimensionen haben. "Nach zehn bis elf Stunden Fahrt begann dem Boot die Luft auszugehen, und es fing an zu sinken. Die Menschen sind ins Meer gefallen und ertrunken", sagte er der Nachrichtenagentur Adnkronos. An Bord seien demnach vor allem Westafrikaner und etwa 40 Sudanesen gewesen.

Dabei habe sich bereits ein Rettungsboot der libyschen Küstenwache auf dem Weg zur Unglücksstelle befunden. Unterwegs habe das Boot jedoch eine Panne erlitten. Am Samstag hatte die Küstenwache zwei Boote mit insgesamt 87 Menschen an Bord in der Nähe von Tripolis abgefangen.

Seit die populistische Regierung in Italien die Häfen des Landes für Flüchtlinge weitgehend geschlossen hat, weichen Schlepper auf andere Routen aus, vor allem in Richtung Spanien. Auf dieser Route soll es nun im Alborán-Meer 53 Tote geben, wie das UN-Flüchtlingswerk UNHCR unter Berufung auf eine Hilfsorganisation mitteilte. Die Angaben stammen demnach von einem Überlebenden, der nach 24 Stunden auf dem offenen Meer von einem Fischerboot gerettet worden war. Die Angaben zu beiden Schiffsunglücken könnten jedoch unabhängig nicht geprüft werden, so das UNHCR.

© SZ.de/dpa/AP/bix - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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