Lebensmittelskandale:Fatale Kostenspirale

Der Fall Wilke ist ein Anlass, das eigene Verhalten zu hinterfragen.

Von Silvia Liebrich

Tragische Folgen hat der Skandal um den Wursthersteller Wilke. Mindestens drei Menschen sind gestorben, 37 sind schwer erkrankt, weil sie keimbelastete Wurst gegessen haben. Und warum das alles? Weil Kontrolleure ihren Job nicht ordentlich gemacht, Behörden weggesehen und Manager versagt haben. Das zeigt der Abschlussbericht, den Hessens Umweltministerium am Montag vorgelegt hat.

Fest steht auch: Das alles hätte nicht passieren dürfen. Als Beleg für grundlegende Missstände in der gesamten Lebensmittelindustrie taugt der Fall dennoch nicht. Noch nie waren Nahrungsmittel so sicher. Läuft trotzdem etwas schief, stellen Hersteller das in der Regel schnell fest, weil sie ihre Produktion selbst überwachen. Die meisten Rückrufaktionen gehen geräuschlos über die Bühne, bevor Schaden entsteht. Ein Grund dafür ist, dass Firmen und Behörden ihre Kontrollsysteme ständig verbessern.

Trotzdem sollten auch Verbraucher den Fall zum Anlass nehmen, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Wer möglichst billig einkaufen will, muss wissen, dass er Hersteller damit unter Druck setzt. Wird zu wenig verdient, fehlt das Geld für Investitionen in sicherere Anlagen. So kann sich eine fatale Kostenspirale in Gang setzen, in die offenbar auch der Wursthersteller geraten ist.

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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