Lateinamerika:Sturm nach der Ruhe

Die Region wird von neuen und alten Problemen gequält.

Von Christoph Gurk

Chile ist in Aufruhr, nachdem vergangenen Freitag ein Polizist einen jungen Demonstranten vermutlich absichtlich von einer Brücke gestürzt hat. Mal wieder in Aufruhr, muss man sagen, schließlich ist es erst ein Jahr her, dass Massenproteste das Land erschütterten. Über Monate gingen die Menschen auf die Straße, für eine neue Verfassung, gegen ein neoliberales System und aller polizeilichen Repression zum Trotz. Doch dann kam erst das Coronavirus und bald auch Ausgangssperren, das Land stand still, so wie viele seiner Nachbarländer auch.

Ein halbes Jahr später ist Covid-19 zwar keineswegs unter Kontrolle, es brechen aber nun all die Probleme, die Lateinamerika schon in der Vergangenheit quälten, mit noch mehr Kraft wieder hervor. In Brasilien brennt der Amazonas, dazu aber auch noch das Pantanal, auch große Teile Argentiniens und Paraguays stehen in Flammen. In Mexiko könnte die Mordrate 2020 sogar zum blutigsten Jahr in der Geschichte machen und in Chile setzt die Polizei immer noch hemmungslose Gewalt gegen Demonstranten ein.

Während sich weiter täglich Zehntausende Menschen mit dem Virus infizieren, muss die Region auch noch mit den Folgen der Klimakatastrophe und staatlich sanktionierter Gewalt fertigwerden. Lateinamerika stehen schwere Zeiten bevor.

© SZ vom 06.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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