Landwirtschaft:Bund will Bauern mit 170 Millionen gegen Dürre helfen

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Agrarministerin Klöckner: Unterstützung fließt aber nur, wenn sich die Länder in gleicher Höhe daran beteiligen.

Von Markus Balser, Berlin

Die Bundesregierung will Deutschlands Bauern mit Finanzhilfen von bis zu 170 Millionen Euro vor drohenden Pleiten infolge der Dürre schützen. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erklärte am Mittwoch die anhaltende Trockenheit zu einem Notstand von nationalem Ausmaß. Rund 10 000 Bauern seien existenziell gefährdet. Hilfszahlungen knüpfte die Ministerin allerdings daran, dass sich die Bundesländer mit der gleichen Summe beteiligen. Stimmen die Länder zu, können Landwirte mit bis zu 340 Millionen Euro an Steuergeld rechnen.

Am Dienstag waren die jüngsten Erntebilanzen aus den Ländern in Klöckners Ministerium eingelaufen. Sie hatten drastische Rückgänge bei der Getreideernte offenbart. Weniger fuhren die Bauern zuletzt 1994 ein. Besonders groß fielen die Schäden in Nord- und Ostdeutschland aus. Am stärksten betroffen sind Schleswig-Holstein, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlichen Einbußen zwischen 25 bis 31 Prozent. Die Ernte fiel dabei regional sehr unterschiedlich aus. Einzelne Betriebe verbuchten sogar ein Minus von bis zu 70 Prozent. Der Deutsche Bauernverband sprach von einer insgesamt katastrophalen Erntebilanz.

Vom Programm der Bundesregierung werden nicht alle Bauern profitieren. Hilfen sollen in den nächsten Wochen nur solche Betriebe bekommen, die nachweisen können, dass ihre Erträge um mindestens 30 Prozent unter denen der Vorjahre liegen und ihr Bestand deshalb gefährdet ist. Allein die Verluste der existenziell bedrohten Betriebe summieren sich nach Angaben der Bundesländer auf 680 Millionen Euro. Die Dürreschäden liegen insgesamt bei etwa drei Milliarden Euro. Ausgeglichen werden dem Programm zufolge aber nicht die kompletten Ausfälle, sondern nur ein Anteil von 50 Prozent. Damit bleibt die Bundesregierung deutlich unter den Forderungen des Bauernverbands. Dieser hatte eine Milliarde Euro an Nothilfen angemahnt.

Nach Ausrufen des Notstands will Klöckner bereits am Montag mit den Bundesländern über deren Beitrag beraten. Kommt es zu einer schnellen Einigung, könnten in einigen Wochen die ersten Gelder an Betroffene fließen. Als erstes sollen Viehhalter Geld bekommen. Weil sie nicht genug Futter für ihre Tiere ernten konnten, stehen sie unter dem größten Druck. Viele Landwirte mussten nach Angaben des Bauernverbandes Milchkühe bereits schlachten lassen. Die Verbraucher müssen nach Einschätzung der Regierung keine gravierenden Preissteigerungen befürchten. Zwar wird Getreide an den Märkten teurer, weil die Ressourcen knapper werden. So kosten Weizen und Roggen bereits zwischen 20 und 30 Prozent mehr. Beim Einkaufen sind die Folgen aber kaum zu spüren. So wird ein Brötchen wegen der steigenden Getreidepreise nur weniger als einen Cent teurer. Ministerin Klöckner forderte Fairness in den Geschäften. So seien zuletzt einige Preise erhöht worden, obwohl sich an den Lieferverträgen nichts geändert habe.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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