Krieg in Gaza:Israel rückt in Nord-Gaza vor

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Im Norden des Gazastreifens steigt Rauch auch. Die israelische Armee führt auch hier wieder Angriffe durch. (Foto: Amir Cohen/REUTERS)

Dort versuche die Hamas, sich zu reorganisieren, sagt das israelische Militär. Aus Rafah im Süden fliehen erneut Tausende.

Das israelische Militär rückt im Norden des Gazastreifens vor und verstärkt zugleich den Druck auf Rafah im Süden. Panzer wurden am Sonntagmorgen in den Ostteil von Dschabalia im Norden geschickt. Am späten Samstagabend hatte das israelische Militär erklärt, der Einsatz sei notwendig, um zu verhindern, dass sich Hamas-Kämpfer dort wieder neu aufstellen. Auch nach Al-Seitun und Al-Sabra wurden Panzer entsandt, beides sind Vororte von Gaza-Stadt im Norden des Palästinensergebietes. In der Nacht zu Sonntag wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen bei israelischen Angriffen 19 Menschen getötet und Dutzende verletzt. Aus Rafah flohen erneut Tausende Menschen.

Dschabalia ist das größte der acht Flüchtlingslager im Gazastreifen und beherbergt etwa 100 000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Nachfahren der Palästinenser, die im Zuge der Gründung des Staates Israel 1948 aus ihren Städten und Dörfern vertrieben wurden. Am späten Samstagabend hatte das israelische Militär mitgeteilt, dass Soldaten in Dschabalia vorrückten. "Wir haben in den vergangenen Wochen Versuche der Hamas festgestellt, ihre militärischen Kapazitäten in Dschabalia wiederherzustellen. Wir sind dort im Einsatz, um diese Versuche zu unterbinden", sagte Militärsprecher Daniel Hagari. In Al-Seitun seien etwa 30 militante Palästinenser getötet worden, fügte er hinzu.

"Die Bombardierungen haben seit gestern nicht aufgehört", berichtete Said, ein Einwohner von Dschabalia. Über eine Chat-App sagte er: "Der Krieg bricht wieder aus, so sieht es in Dschabalia aus." Von erheblichem Beschuss berichteten auch Anwohner in Al-Seitun und Al-Sabra. Das israelische Militär hatte erklärt, die meisten der betroffenen Gebiete seien bereits seit Monaten unter seiner Kontrolle.

Am Sonntag öffnete Israel nach Angaben eines Militärsprechers den Grenzübergang "Western Eretz" zum nördlichen Gazastreifen für humanitäre Hilfstransporte. Dadurch solle die Zahl der Hilfstransporte in den Gazastreifen und insbesondere in den nördlichen Bereich erhöht werden, hieß es.

Der bewaffnete Teil der Hamas und des mit ihr verbündeten Islamischen Dschihads erklärten, ihre Kämpfer hätten israelische Soldaten in mehreren Gebieten im Gazastreifen mit Panzerabwehrraketen und Mörsergranaten angegriffen. Darunter sei auch Rafah. In die Stadt an der Grenze zu Ägypten waren schon vor geraumer Zeit mehr als eine Million Menschen vor den Kämpfen vor allem im Norden des Gazastreifens geflohen. Nun flüchteten aus Rafah am Sonntag erneut Tausende. Das israelische Militär erhöhte den Druck und feuerte Panzergranaten. Zudem ordnete die Armee die Räumung weiterer Teile von Rafah an, diesmal betrifft es Viertel im Zentrum der Stadt.

© SZ/Reuters/dpa/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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