Krieg im Nahen Osten:Gaddafi ruft Araber zum Kampf auf

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Während auch die Resolution des Weltsicherheitsrats keine Beruhigung im Gaza-Streifen bringt, ruft Libyens Staatschef Gaddafi Freiwillige zum Kampf gegen Israel auf.

Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi hat die anderen arabischen Regierungen dazu aufgerufen, Freiwilligen die Teilnahme am Kampf der Palästinenser gegen Israel im Gaza-Streifen zu ermöglichen. "Ich rufe die Araber dazu auf, die Tür für Freiwillige zu öffnen, die gemeinsam mit den Palästinensern kämpfen wollen", erklärte Gaddafi der staatlichen Nachrichtenagentur Jana zufolge.

Bei anti-israelischen Protesten in Pakistan wird eine Flagge verbrannt (Foto: Foto: Reuters)

Der libysche Staatschef äußerte sich nicht dazu, ob er insbesondere Ägypten bitten will, mögliche Kämpfer in das palästinensische Gebiet zu lassen. Ägypten grenzt als einziger arabischer Staat an den Gaza-Streifen. Gaddafi hatte nach Beginn der israelischen Bombardierung des Gaza-Streifens den Führern der arabischen Welt vorgeworfen, feige reagiert zu haben.

Libyen gehört derzeit als einziger arabischer Staat dem UN-Sicherheitsrat als nicht ständiges Mitglied an. Am Donnerstagabend forderte das Gremium eine sofortige Waffenruhe, die Israel aber ablehnte. Auch die Palästinenser beschossen erneut israelisches Gebiet.

Bereits gestern meldeten sich mehr als tausend Afghanen freiwillig zum Kampf gegen Israels Truppen im Gaza-Streifen. Die jungen Männer strömten am Donnerstag in die Milad-ul-Nabi-Moschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul, um ihren Namen in eine entsprechende Liste einzutragen. Wie der Imam und Initiator der Kampagne, Habibullah Assam, erklärte, spendeten mehrere hundert auch Blut für die Palästinenser. "Israels Vorgehen gegen die unschuldigen Muslime im Gaza-Streifen ist abscheulich und unmenschlich und wird massiv von den Amerikanern unterstützt", sagte Assam.

Das geistliche Oberhaupt Irans hat es der Bevölkerung in seinem Land dagegen verboten, nach Israel zu reisen und dort Selbstmordattentate zu verüben. Iran könne es potentiellen Attentätern nicht erlauben, auszureisen und militärisch gegen Israel vorzugehen, zitierte das staatliche Fernsehen Ayatollah Ali Chamenei am Donnerstag. Die Regierung werde die palästinensische Hamas-Organsation aber auf andere Art zu unterstützen versuchen. Einige Studentengruppen hatten die iranische Regierung aufgefordert, Freiwilligen Selbstmordattentate als Reaktion auf die israelischen Angriffe im Gaza-Streifen zu erlauben.

Israel beschloss am Mittag eine Fortsetzung seiner seit zwei Wochen andauernden Militäroffensive. Der fortwährende Raketenbeschuss Israels habe bewiesen, dass sich die militanten Palästinensergruppen nicht an die Resolution 1860 hielten und der Aufruf des UN-Sicherheitsrates zu einer Waffenruhe nicht umsetzbar sei, heißt es in einer Erklärung des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert.

Israel werde darüber hinaus keinem Dritten gestatten, über sein Recht auf Verteidigung seiner Bürger zu entscheiden. Die Armee sei deshalb angewiesen worden, ihre Operation fortzusetzen. Zuvor hatten sowohl die radikalislamische Hamas als auch die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad die Resolution des Weltsicherheitsrates abgelehnt. Beide Organisationen verlangen, dass Israel vor Beginn einer Waffenruhe alle Grenzübergänge zum Gaza-Streifen sofort öffnet.

UN wollen mögliche Kriegsverbrechen überprüfen

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte forderte indes unabhängige Ermittlungen wegen möglicher Kriegsverbrechen im Nahost-Konflikt. Das Leid israelischer Zivilpersonen durch Raketenangriffe der Hamas sei inakzeptabel, sagte Navi Pillay in Genf. Zugleich müsse sich Israel jedoch ungeachtet der Hamas-Angriffe an internationale humanitäre Regelungen halten. Beide Seiten müssten sich um Verletzte kümmern und dürften weder Krankenhäuser noch Rettungskräfte angreifen, forderte Pillay zu Beginn einer Sondersitzung des Menschenrechtsrates über den Konflikt in Gaza.

Angesichts eines erneuten Aufrufs der Hamas zu einem "Tag des Zorns" hat die israelische Polizei Tausende Beamte mobilisiert. Nach Angaben eines Polizeisprechers sollen sie im Ostteil Jerusalems für Ruhe sorgen. Demnach dürfen nur Palästinenser, die einen israelischen Ausweis besitzen und älter als 50 Jahre alt sind, am Freitagsgebet auf dem Tempelberg teilnehmen. Für Frauen sei der Zugang frei. Das Westjordanland wurde um Mitternacht komplett abgeriegelt. Bereits vor einer Woche waren Tausende Palästinenser einem Aufruf der Hamas gefolgt und hatten am sogenannten Tag des Zorns gegen die israelische Offensive im Gaza-Streifen protestiert.

Steinmeier reist überraschend in den Nahen Osten

Indes kündigt sich im Gaza-Konflikt noch ein weiterer Vermittler an: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bricht am heutigen Abend überraschend zu einer Nahost-Mission auf. Steinmeier sagte in Berlin, die erst wenige Stunden alte Resolution des Weltsicherheitsrates zeige im Hinblick auf den Gaza-Konflikt Wege auf, "wie wir zu einem Waffenstillstand kommen können".

Steinmeiers erste Station wird Ägypten sein, wo er mit Staatspräsident Hosni Mubarak und dem von der Sicherheitsratssitzung zurückkehrenden palästinensischen Präsidenten Machmud Abbas zusammentreffen will. Außerdem will der Bundesaußenminister mit seinem Besuch demonstrativ Ägypten als Vermittler bei den Waffenstillstandssondierungen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas unterstützen. Am Samstag will Steinmeier seine Gespräche in Israel fortsetzen. Deutsche Diplomaten sind seit Ausbruch der Krise mit den Konfliktparteien und den Nachbarländern in ständigem Kontakt.

© dpa/AP/Reuters/AFP/ihe/segi/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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